Wednesday, May 9, 2012

Daniel Baer - pianist at the 70th Anniversary Season Leschetizky Birthday recital


Since hearing Daniel Baer’s concert at the Tenri Institute in NYC last Saturday, I have been wondering why it is so much harder to do justice to a concert that was really good, than to criticize something that didn’t go so well. A witty critique can rise above a poor performance, but words will never match up to one that was superb. I wished I could recommend a recording, but unfortunately I don’t know of any recordings by Daniel Baer - so I guess I’ve got to write.
The occasion for the recital was the Leschetizky Association’s annual birthday concert in honor of the great teacher, pianist and composer Theodor Leschetizky, whose  ideals and principles in teaching and playing are promoted by the organization.
The program began with Mozart’s Sonata in D-major K 567. “Children like playing Mozart because of the quantity of the notes, adults dread it because of the quality of the notes,” a friend of mine used to say. The music is so transparent, every note that is less than ideal sticks out like a sore thumb. Daniel Baer’s playing took your ear on the leash. Every note had color, depth, emotion and meaning. Making this happen is one of the hardest tasks a pianist can take on, but hearing him play, you’d never guess - it sounded as if it couldn’t be any other way.



Daniel Baer at the piano -
extra chairs had to be added to accommodate the large audience
that had come to hear the concert

I had never heard the Ballade op 24 by Grieg. The melancholy theme branches out into variations that cover the whole range of emotions, from sadness and resignation to fury and passion. It must be extremely difficult to hold this jagged piece of clashing extremes together - but that didn’t occur to me until the journey was over - the pianist got me so involved in the music that I didn’t have time to think.
Rzewski’s “Winnsboro Cotton Mill Blues” was another first time experience for me. (Click on the link to get an impression of the piece. I found it on Youtube, played by Marc-Andre Hamelin.)The term “Blues” led me to expect a piece of music in a folksy or jazzy style, with a tinge of sadness that is not altogether unpleasant. Daniel Baer’s vocal performance of the ballad’s first verse did nothing to contradict that notion, and it wasn’t until the first notes sounded on the piano that I understood that we were up for a very different kind of ride. Once set in motion, the music went on with the mercilessness and precision of the machinery, that crushes the worker who supposedly runs it, consuming his energy and exploiting his strength. The process seemed to take on a life of its own, and at one point, I began to wonder whether the pianist would ever be able to stop it.
I can’t begin to imagine the concentration, the physical energy and the discipline it takes to perform a piece like this, let alone learn and practice it. While the pianist survived the ordeal unscathed, a damper had gotten stuck in the cotton mill, and that provided several audience members with a task during intermission.

Seymour Bernstein and Bill Finizio repairing a broken damper
Brahms’ Sonata in C-major op 1 formed the second part of the program. Under Daniel Baer’s hands, the piano changed from the machine it had represented in the previous piece to a symphony orchestra. His playing was passionate and personal, he brought out the big lines while doing justice to every subtle detail. Two encores concluded the concert: a Scarlatti Sonata, and “The Poet speaks;” the last piece from Schumann’s 'Scenes of Childhood.' 
Daniel Baer has everything you would expect from a young pianist raised in the tradition of Leschetizky, and worthy of being heard in major concert halls around the world: the passion and the poetry, the musicality and the imagination, without which virtuosity and technical control remain empty and meaningless. 

He is currently pursuing his masters’ degree at the Juilliard School under Jerome Lewenthal, and also studying with Seymour Bernstein and Maxine Giannini.
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Seit Daniel Baer’s Klavierabend im Tenri Institute in New York City am vergangenen Samstag habe ich mich gefragt, warum es soviel schwieriger ist, einem Konzert, das ausgezeichnet war, mit Worten gerecht zu werden, als ein weniger gelungenes zu kritisieren. Eine geistreiche Kritik kann besser sein als die Aufführung, aber an hervoragendes Spiel kommen Worte nicht heran. Ich wollte, ich könnte eine Aufnahme von Daniel Baer empfehlen, aber leider weiss ich von keiner - also muss ich doch schreiben.
Der Anlass war das “Geburtstagskonzert,” das die Leschetizky Gesellschaft jedes Jahr im Andenken an den grossen Lehrer, Pianisten und Komponisten Theodor Leschetizky veranstaltet, dessen Prinzipien des Klavierspielens und - unterrichtens ihre Mitglieder weiterführen.
Das Programm begann mit Mozarts Sonate In D-Dur KV 567. “ Kinder lieben Mozart’s Musik wegen der geringen Anzahl der zu spielenden Töne, Erwachsene fürchten sie wegen deren Qualität,” pflegte ein Freund von mir zu sagen. Die Musik ist so durchsichtig, dass jeder Ton der nicht ganz ideal ist, sofort unangenehm auffällt. Daniel Baer’s Spiel nahm das Ohr an die Leine. Jeder Ton hatte Farbe, Tiefe, Emotion und Bedeutung. Dies fertigzubringen ist eine der schwierigsten Aufgaben, denen sich ein Pianist stellen kann, aber bei Daniel Baer’s Spiel käme man nicht auf diese Idee. Alles klang so, als könnte es gar nicht anders sein. 

Daniel Baer am Fluegel -
extra Stuehle mussten aufgestellt werden,
um das zahlreich erschienene Publikum unterzubringen

Griegs Ballade op 24 war ein unbekanntes Stück für mich. Das melancholische Thema, mit dem das Stück beginnt, verzweigt sich in Variationen die die ganze Spannweite verschiedener Gefühle umfasst, von Trauer und Resignation zu Wut und Leidenschaft. Es muss unglaublich schwierig sein, das Stück über die auseinanderklaffenden Stimmungen hinweg zusammenzuhalten - aber das fiel mir erst auf, als es vorbei war. Das Spiel des Pianisten hatte mich so gefesselt, dass ich überhaupt nicht zum Denken kam.
Rzewskis “Winnsboro Cotton Mill Blues” hörte ich ebenfalls zum ersten Mal. (Der Link fuehrt zu einer Aufnahme des Stueckes, die ich auf Youtube fand, gespielt von Marc Andre Hamelin.) Unter dem Titel “Blues” erwartete ich ein Musikstück von folk- oder jazzartigem Charakter, mit einer Spur von nicht völlig unangenehmer Traurigkeit. Daniel Baers Gesangsvortrag der ersten Strophe entsprach dieser Erwartung, und erst als die ersten Klaviertöne erklangen, wurde mir klar, dass dies der Beginn eines “etwas anderen” Musikerlebnisses war. Nachdem sich das Stück einmal in Bewegung gesetzt hatte, ging die Musik ihren Gang mit der Erbarmungslosigkeit und Präzision der Maschinerie, die den Arbeiter zerstört, der in ihr arbeitet, die seine Energie verbraucht und seine Kraft ausbeutet. Der Prozess schien ein Eigenleben anzunehmen, und ich fragte mich, ob der Pianist ihn je wieder zum Stillstand bringen könnte. 
Ich kann mir kaum vorstellen, wieviel geistige Konzentration, physische Kraft und Disziplin erforderlich ist, um so ein Werk zu spielen. Während der Pianist die Tortur unbeschadet überstand, hatte sie beim Flügel Spuren hinterlassen. Ein Dämpfer war in der Baumwollspinnerei steckengeblieben, was einige Zuhörer während der Pause mit einer Aufgabe versah.

Seymour Bernstein und Bill Finizio
bei der Reparatur eines defekten Daempfers


Brahms’ Sonate in C-Dur op 1 bildete den 2. Teil des Programms. Unter den Händen des Pianisten verwandelte sich das Instrument nun von einer Maschine in ein Sinfonieorchester. Sein Spiel war voller Leidenschaft und persönlichem Ausdruck, er brachte die grosse Linie heraus und wurde gleichzeitig jedem Detail gerecht. 
Zwei Zugaben rundeten das Konzert ab; eine Scarlatti Sonate und Schumann’s “Der Dichter spricht” - das letzte Stück aus den Kinderszenen. 

Daniel Baer hat alles, was man von einem jungen Pianisten erwarten würde, der in der Tradition Leschetizkys ausgebildet wurde, und der es verdient, in den grossen Konzerthäusern der Welt gehört zu werden. Sein Spiel hat Leidenschaft und Poesie, Musikalität und Vorstellungskraft, ohne die technische Kontrolle und Virtuosität leer und bedeutungslos bleiben. 

Er studiert zur Zeit an der Juilliard School bei Jerome Lewenthal mit dem Ziel des Master Abschlusses; weitere Lehrer sind Seymour Bernstein und Maxine Giannini. 

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