Steinway Hall in New York City was closed to the general public on Thursday evening, but a selected audience was admitted to the rotunda to hear a very special concert. Signs had been posted on the door, informing everyone that their picture might be recorded and appear in public. Several people who looked very professional were running around carrying big movie cameras on their shoulders, and one camera was mounted in the back between the rows of chairs.
A beautiful concert grand had been positioned by the window facing the street, personally chosen by the evening’s performer, Seymour Bernstein, who sat next to it, preferring the company of the film crew and the audience to the solitude of the Green Room before his recital.
Actor Ethan Hawke, who led through the event, welcomed everybody and told us about his chance encounter with Seymour, the dinner invitation at a friend’s house, where they had “hit it off.” At the time, Ethan had been plagued by crippling stage fright, and started to question his profession and the art which he had loved and been committed to ever since he was twelve. “Over my head in a midlife crisis, I ran into this piano teacher, who told me all these things about the integrating powers of musical practicing and performing, how it teaches you to make connections between emotion, reason and physicality, and how everything you learn in music can be transferred into real life.”
At the time, neither Ethan nor Seymour knew who the other was - they googled each other, stayed in touch, and Ethan hatched the plan to shoot a documentary about Seymour, and his idea of music as an integrating force in human life.
All this happened a little more than a year ago. In the meantime, the documentary is well on its way - several interview sessions have been filmed, a master class at New York University, and now everything had been set up for Seymour to play his first recital in 35 years.
Wanting more time to write and compose, and disillusioned by the corruption and recklessness that seemed to determine the world of the “music business,” he had ended his performing career when he was 50. Listening to the CDs he has released of some of these performances, the recordings he has put on Youtube in the meantime, and the way I’ve heard him play at lessons or master classes, I’ve always regretted that I didn’t know him back then. What a treat to get the chance to attend a live performance now.
Already with the first piece, James Friskin’s arrangement of Bach’s Chorale “Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit” (God's time is the very best time) Seymour took us to a different place, and out of time altogether. The voices sang, and the colors of sound made you forget that you were listening to a piano. Be it the trust that speaks through Bach’s music, the sparkle and transparency of a Scarlatti Sonata, the mystery in the third movement of Schumann’s Fantasy op 17, the longing in Brahms’ Intermezzo op 118 No 2, every note was rooted in personal feeling and deep conviction. It was the result of the artist’s connection to the music and to his own emotional world, coming to life through his hands. A personal, authentic voice spoke through the interpretation, formed through the experience of a life time. The program ended with one of Seymour’s own compositions, the “Birds,” colorful and imaginative miniatures originally written for children.
After the musical part of the program, the audience had the opportunity to ask questions, share comments and observations. The integrative powers of music that can make us better people sometimes seem to fail when confronted with real life. Some great artists put a lot of effort into separating their art from the rest of their lives. Other aspects come in, self-respect, the way you use, and treat your talent. While we tried to put it into words, the most convincing answer to the questions about truth and authenticity that Ethan had mentioned in his opening words lay in the music itself, and in Seymour’s playing.
Steinway Hall in New York City war am letzten Donnerstag abend für die Öffentlichkeit geschlossen, aber ein ausgewähltes Publikum wurde in die Rotunda eingelassen, um ein ganz besonderes Konzert zu hören. Schilder an der Tür machten darauf aufmerksam, dass Aufnahmen gemacht und veröffentlicht werden könnten. Einige sehr professionell aussehende Leute liefen mit Filmkameras herum, und eine Kamera war zwischen den letzten Stuhlreihen aufgebaut.
Ein schöner Konzertflügel stand vor dem Fenster zur Strasse, von Seymour Bernstein, dem Interpreten des Abends persönlich ausgesucht. Er schien die Gesellschaft des Publikums und der Filmcrew der Einsamkeit des Künstlerzimmers vorzuziehen, und wartete neben dem Instrument auf seinen Auftritt.
Durch das Programm führte der Schauspieler Ethan Hawke, der das Publikum mit der Geschichte von seiner Zufallsbegegnung mit Seymour begrüsste - bei einer Einladung zum Abendessen im Haus eines Freundes hatten sie sich kennengelernt und eine gemeinsame Sprache gefunden. Ethan erzählte , wie er zu dieser Zeit mit quälendem Lampenfieber zu kämpfen hatte, und begonnen hatte, seinen Beruf und die Kunst, die er von Kind an ausgeübt und geliebt hatte, in Frage zu stellen. “Ich stecke bis über beide Ohren in einer midlife-crisis, und da begegnete mir dieser Klavierlehrer, der von der integrierenden Kraft musikalischen Übens sprach. Er beschrieb wie es lehren kann, Verbindungen zwischen Verstand, Gefühl und körperlicher Bewegung herzustellen, und wie alles, was man in und durch Musik lernt, auf den Rest des Lebens übertragen werden kann.”
Als Ethan und Seymour sich trafen, wusste keiner von beiden, wer der andere war - es folgten einige Internet- Recherchen, man blieb in Verbindung, und dann hatte Ethan die Idee, über Seymour und seine Vorstellung von Musik als integrierender Kraft im menschlichen Leben einen Dokumentarfilm zu drehen.
Das alles geschah vor mehr als einem Jahr. Inzwischen ist der Dokumentarfilm im Entstehen begriffen, verschiedene Interviews sind gefilmt worden, eine Meisterklasse and der New York University, und nun war alles bereit für Seymours erstes Konzert seit 35 Jahren.
Desillusioniert von der Korruption und Rücksichtslosigkeit die die kommerziellen Aspekte des Musiklebens bestimmten, hatte ihn sein Bedürfnis zu schreiben und zu komponieren dazu geführt, mit 50 Jahren seine Konzerttätigkeit zu beenden. Nachdem ich CDs von diesen Live-Auftritten, Youtube Aufnahmen und sein Spiel bei Meisterklassen gehört hatte, hatte ich immer bedauert, ihn damals noch nicht gekannt zu haben, und freute mich sehr über die Möglichkeit, nun einem "echten" Konzert beiwohnen zu können.
Schon mit dem ersten Stück, James Friskin’s Bearbeitung von Bach’s Choral: “Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit” liess Seymour uns Ort und Zeit vergessen. Die einzelnen Stimmen sangen, und er zauberte einen Reichtum an Klangfarben aus dem Instrument, die man einem Flügel kaum zugetraut hätte. Sei es das Vertrauen, das aus Bachs Musik spricht, Glanz und Durchsichtigkeit einer Scarlatti Sonate, das Geheimnisvolle im 3.Satz von Schumanns Fantasie op 17, die Sehnsucht in Brahms’ Intermezzo op 118/2, jeder Ton hatte seinen Ursprung in persönlichem Gefühl und tiefer Überzeugung. Es war das Resultat der Verbindung zwischen dem Künstler, seinem Gefühlsleben und der Musik, die durch seine Hände auf der Tastatur lebendig wurde. Eine authentische, persönliche Stimme, geformt durch die Erfahrung eines ganzen Lebens, kam in der Interpretation zum Ausdruck. Das Programm endete mit eine Komposition von Seymour Bernstein, den “Birds”, farbige und einfallsreiche Miniaturen, die verschiedene Vögel charakterisieren, ursprünglich für Kinder geschrieben.
Nach dem musikalischen Teil des Programms hatte das Publikum Gelegenheit, zu Fragen und Kommentaren. Die integrativen Kräfte der Musik, die uns zu besseren Menschen machen können, versagen manchmal, wenn sie mit dem “wirklichen” Leben zusammentreffen. Manche grossen Künstler geben sich alle Mühe, ihre Kunst vom Rest ihres Lebens fernzuhalten. Andere Aspekte kommen hinzu, Selbstachtung, die Art und Weise, wie jemand mit seiner Begabung umgeht. Wir versuchten, die Antwort zu Ethans Fragen nach Authentizität und Wahrheit in Worte zu fassen, aber die überzeugendste Antwort lag in der Musik selber, und in Seymours Spiel.
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