Bach’s Birthday
My friend Holly and I had hatched the plan at Christmas - “Oh, this is a beautiful piano,” I said, after trying out the upright in her apartment, and she replied: “Do you think we could have a house concert here?” During the past couple of years, I’ve learnt quite a few Preludes and Fugues from Book II of the Well -Tempered Clavier and performed some of them.
I had also caught fire for some Romantic repertoire and was working on Chopin’s Ballade in F-major, and I was getting ready to revisit Schumann’s g-minor Sonata, which I never got to a point where I could perform it.
In the middle of all that emotional upheaval, returning to the world of the Preludes and Fugues suddenly seemed like a comforting idea. I figured I could probably pull a program together by the time of Bach’s birthday on April 21st. Holly loves the Preludes and Fugues, she says they give her peace of mind. It turns out that my world isn’t whole without Bach’s music, either.
Not that it’s not emotional, on the contrary. “Bach is the most romantic of all composers” - to quote Seymour Bernstein, quoting Leschetizky. In Bach’s own time, a performer who did not manage to move the audience had missed the point and failed his mission. The entire range of human emotion can be found in Bach’s music, from the greatest joy to the deepest despair. The music expresses it, and transcends it at the same time.
Bach’s “Music of many voices” reminds me of human communication, especially the Inventions and the Fugues. Someone states a topic. Someone else picks it up, in the timbre of his or her own voice, elaborates it further, moves it on. Somebody turns the statement upside down, somebody else got the idea backwards. New ideas come up and find their way into the conversation. The dissonances that result from the different characters making music together are sometimes hair-raising, but in a miraculous way, they always find their way through the conflict towards a resolution at the end.
For the performer, it’s a daunting task to shape and articulate each voice individually, to take care that each voice is heard, to decide who is leading and who follows in different sections of the piece, and to figure out how to make it work technically as well. More than ever, attention to detail is required, but as a fan of intricate cross-stitch and knitting patterns, I’m used to that. It’s a real challenge for your fine-motor skills - another reason why Bach is so hard to memorize, apart from the complexity of the music. I’ve stopped trying to perform it from memory, there is simply no point.
The music is like a fabric. You miss something, or your fingers get tangled up between the voices, and everything starts to unravel. It’s like a stitch sliding from your knitting needles. The music never stops. One disaster easily leads to the next, and you can’t just jump over the hole to the beginning of the next section - or at least, it’s very difficult.
All that put aside, it’s worth the trouble and I find that it is some of the most rewarding music to play. The audience found it worth listening, and Holly suggested we make it an annual event. As far as I’m concerned, we’re booked - the event will keep me inspired to continue the journey through the second book of the Well-Tempered Clavier.
My Cat Cappuccina, resting comfortably after having a go at the b-flat minor Fugue.
Bachs Geburtstag
Meine Freundin Holly und ich hatten den Plan zu Weihnachten ausgeheckt - “Oh, das ist aber ein schönes Klavier,” hatte ich gesagt, nachdem ich das Instrument in ihrer Wohnung ausprobiert hatte. “Meinst Du, wir könnten hier wohl ein Hauskonzert veranstalten?” hatte sie geantwortet. Während der letzten Jahre hatte ich eine Reihe der Präludien und Fugen aus dem 2. Band des Wohltemperierten Klaviers gelernt, und einige davon aufgeführt.
Aussderdem hatte ich Feuer für einige Werke der Romantik gefangen. Ich arbeitete an Chopins Ballade in F- Dur und wollte mich wieder mit Schumann’s g-moll Sonate befassen, die ich nie bis zur Aufführung gebracht hatte.
Mitten in diesem emotionalen Aufruhr schien die Rückkehr in die Welt der Präludien und Fugen auf einmal wie eine beruhigende Idee. Ich dachte mir, ich könnte wohl bis zu Bachs Geburtstag am 21. April ein Programm zusammenstellen. Holly mag die Präludien und Fugen sehr, und meine Welt ist ohne Bachs Musik auch nicht vollständig.
Nicht das die Musik nicht emotional wäre, im Gegenteil. “Bach ist der romantischste aller Komponisten” so zitierte Seymour Bernstein Leschetizky. Zu Bachs Zeit war es unbestritten, dass ein Künstler, dem es nicht gelang, die Gefühle des Publikums anzusprechen, seine Mission nicht erfüllt hatte. In Bachs Musik kommt die ganze Bandbreite menschlichen Gefühls zum Ausdruck, von der überschwenglichsten Freude bis zur tiefsten Verzweiflung. Die Musik bringt all das zum Ausdruck, und gleichzeitig führt sie darüber hinaus.
Bachs “Musik der vielen Stimmen” erinnert mich an menschliche Komunikation, besonders in den Inventionen und in den Fugen. Jemand spricht ein Thema an. Jemand anders erwidert es, in der Klangfarbe seiner eigenen Stimme, entwickelt es und führt es weiter. Wieder jemand anders stellt die Behauptung auf den Kopf, der nächste rollt die Angelegenheit vom Ende her auf. Jemand hat eine neue Idee, und sie findet ihren Weg in die Diskussion. Die Dissonanzen, die im Verlauf des “Gesprächs” entstehen, sind manchmal haarsträubend, aber auf wunderbare und oft erstaunliche Weise findet sich immer ein Weg durch den Konflikt zu einem guten Ende.
Für den Spieler ist es eine grosse Herausforderung, jede einzelne Stimme individuell zu gestalten und zu artikulieren; dafür zu sorgen, dass jede Stimme zu hören ist; zu entscheiden, wer wo führt und wer sich zurückhält. Schliesslich ist noch das Problem zu lösen wie man das alles technisch ausführen soll. Als Fan komplizierter Strick- und Kreuzstichmuster liegt mir allerdings das Tüfteln. Der Teufel steckt im Detail, und die Feinmotorik ist gefordert. Neben der Komplexität der Musik ist das ein weiterer Grund, warum es so schwierig ist, sie auswendig zu spielen. Ich habe es aufgegeben, das in Konzerten zu versuchen, es macht einfach keinen Sinn.
Die Musik ist wie ein Gewebe. Man vergisst etwas, die Finger verheddern sich zwischen den Stimmen, und im Nu ist alles in Auflösung begriffen, wie bei einer Masche, die von der Stricknadel rutscht. Die Musik geht unerbittlich weiter. Eine Katastrophe führt leicht zur nächsten, und man kann nicht einfach über das Loch zum Beginn des folgenden Abschnitts springen - zumindesten ist es äusserst schwierig.
Von alledem abgesehen, lohnt sich die Mühe, und ich bekomme einfach nie genug von der Musik. Dem Publikum ging es genauso, und Holly schlug vor, dass wir Bachs Geburtstagskonzert zur jährlichen Veranstaltung machen. Was mich angeht, ist das abgemacht, und noch ein Grund mehr, die Entdeckungsreise durch den 2. Band des Wohltemperierten Klaviers fortzusetzen.
Hey Birgit,
ReplyDeleteI think I mistakenly added this comment to the wrong blog. I wanted to compliment you on your beautiful description of Bach's music. Unfortunately, when I play Back, it sounds more like an argument than a discussion!!
Bob Smith