Monday, April 16, 2012

Creating Community in the Private Studio/ Im Privatunterricht Gemeinschaft erfahren

When I relocated to Maplewood three years ago, it was necessity more than conviction that led to my beginnings as a private teacher. I couldn’t find a suitable job at a music school - but I didn’t look very hard, either. In 30 years of teaching at community music schools I had experienced the whole range of joy and frustration that working in an organization can bring: the positive energy and the inspiration that is generated when people come together at the same time at the same place to do the same thing in the same spirit, but also the negative impact of miscommunication and destructive spirits, the energy that is taken up through the struggle with the administration, the exasperation that can result from the constant struggle for funds. While I found it extremely satisfying to finally “own” my work in my private studio, I also knew that I would have to recreate the benefits of the community experience on my own from now on, most of all, for my students.
Als ich vor drei Jahren nach Maplewood umzog, war es mehr Notwendigkeit als Überzeugung, die mich dazu brachte, as Privatlehrerin tätig zu werden. Ich konnte keine geeignete Stelle an einer Musikschule finden - allerdings habe ich mich bei der Suche danach auch nicht besonders angestrengt. In dreissig Jahren als Musikschullehrerin hatte ich das gesamte Spektrum von Freude bis Frustration erfahren, das die Tätigkeit in Organisationen mit sich bringt: die beflügelnde  Energie und die Inspiration, die ensteht, wenn Menschen am gleichen Ort zusammenkommen um aus einem gemeinsamen Geist heraus das gleiche zu tun, aber auch die Missverständnisse und bösen Geister, die die Atmosphäre vergiften, den Kräfteverschleiss in der Auseinandersetzung mit der Verwaltung und dem ewigen Kampf um finanzielle Mittel. Nun gehörte meine Arbeit endlich mir, aber ich wusste auch, dass ich die Vorzüge der Gemeinschaftserfahrung nun selber für meine Schüler schaffen musste.
The very first piano teacher I had as a child came to our house. She didn’t appear to be a very happy and exuberant person, and I didn’t like her very much. The only other person in my world who played the piano was my mother. She also supervised my practicing in the beginning - and we weren’t a very fortunate combination, either.
Die allererste Klavierlehrerin, die ich als Kind hatte, kam zu uns nach Hause. Sie ging nicht besonders aus sich heraus, und machte auch keinen besonders glücklichen Eindruck - ich mochte sie nicht besonders. Meine Mutter war der einzige andere Mensch in meiner Welt, der Klavier spielte. Am Anfang beaufsichtige sie mein Üben, und eine besonders glückliche Kombination waren wir beide auch nicht.
Things took a decided turn for the better when I started to take lessons through the “Jugend und Schulmusikwerk der Stadt Koeln” - a cooperative between the public schools and instrumental teachers in my home city of Cologne, Germany. Lessons were held in the public schools after school hours, students participated in school concerts, and had their own recitals in addition to that. Suddenly, there was a community of people who did the same thing as I did. I still had to practice alone, but I had friends and classmates who did the same. We shared what we did, we inspired, and occasionally competed with each other. 
Die Situation verbesserte sich entscheidend als ich anfing, über das Jugend- und Schulmusikwerk der Stadt Köln Unterricht zu nehmen, in dem Privatlehrer mit allgemeinbildenden Schulen zusammenarbeiteten. Der Unterricht fand nach Schulschluss in den Klassenräumen statt, wir nahmen an Schulkonzerten teil und hatten eigene Vorspiele. Auf einmal war da eine Gemeinschaft von Menschen, die das gleiche taten wie ich. Üben musste ich zwar immer noch allein, aber ich hatte Freunde und Klassenkameraden, die das gleiche taten. Wir hatten die Musik gemeinsam, wir inspirierten uns gegenseitig, spielten mit - und gelegentlich gegeneinander.
In my private studio, monthly performing class has proved a great way to form a sense of community. I can’t make anyone attend, and I’ve given up trying to find a date each month that works for everyone. The main thing is to give the opportunity. I consider two students plus myself a mini group, but most of the time, it we have more attendants than that. People have told me that they like to come, and once you like something, you make an effort to be there.
In meinem Privatstudio ist es vor allem die monatliche Vorspielstunde, die  Gemeinschaft entstehen und erfahren lässt. Ich kann niemanden zwingen zu kommen, und ich habe den Versuch aufgegeben, jeden Monat einen Termin zu finden, der allen passt. Die Gelegenheit zu schaffen ist das Wichtigste. Zwei Schüler und ich bilden einen Mini-Gruppe, aber meistens haben wir mehr Teilnehmer. Die Schüler sagen, dass sie gerne kommen, und wenn man etwas mag, strengt man sich an, da zu sein. 

Whatever you play at the class doesn’t have to be performance ready. It’s understood that you’re still learning, and you’re trying out how far you’ve come. Playing for others is a mirror of your own learning process. Things you can get away with when you play by yourself are suddenly out in the open, mishaps throw a spotlight on aspects of your playing that need attention in practice. 
Die Stücke, die gespielt werden, müssen nicht vorspielreif sein. Es versteht sich, dass sie noch im Lernstadium sind, und die Spieler ausprobieren möchten, auf welchem Stand sie sind. Anderen vorzuspielen ist ein Spiegel des eigenen Lernprozesses. Was  noch so gerade gutgeht, wenn man alleine spielt, fällt vor Publikum auseinander, und Missgeschicke zeigen auf, was beim Üben Beachtung verlangt 
It’s ok to play only a section of a longer piece, and you don’t have to play new  repertoire every time, either. That way, students get a chance to witness each other’s growth over time. They understand that learning is a process, nobody ever goes out there and presents perfect results.
Man kann auch nur einen Abschnitt eines längeren Stückes spielen, das man gerade lernt, und es muss nicht jedes Mal etwas Neues sein. Auf diese Art und Weise bekommen die Schüler einen Eindruck davon, wie die anderen lernen. Sie erfahren, dass Lernen ein Prozess ist, und niemand aus dem Nichts heraus perfekten Resultate auf der Bühne präsentiert.
With few exceptions, non-performers are not permitted at the class. That way, everybody is in the same boat. Everybody gets to take a bow and play, and everybody gets to be part of the audience. Usually, I provide the listeners with the music. Just managing to sit quietly and follow along without dropping the book can be a big accomplishment for the young students. 
Teilnehmer, die nicht selber spielen sind in der Regel von den Vorspielstunden ausgeschlossen. So sitzen alle im selben Boot. Jeder macht seine Verbeugung und spielt vor, und jeder lernt zuzuhören. Meistens gebe ich den Zuhörern die Noten in die Hand. Ruhig sitzen und mitlesen, ohne das Heft fallenzulassen kann für manche jüngere Schüler schon eine grosse Leistung sein. 
I often give a listening assignment, asking students to listen for dynamic contrasts, articulation, hand balance. It’s also possible to give each student a separate task - including the observation of the performer’s hand position and posture - and have everybody “report” at the end. Students realize that certain challenges are the same, even if the pieces are different. Sharing practice suggestions is welcome, and discussions between people who have played the same piece can be very inspiring.  
Oft stelle ich eine Höraufgabe, bei der die Schüler auf dynaische Kontraste, Artikulation, Differenzierung von Melodie und Begleitung achten sollen. Manchmal bekommt jeder eine andere Aufgabe - einschliesslich der Beobachtung von Hand- und Körperhaltung, und erstattet am Ende Bericht. Die Schüler erkennen, dass die Aufgaben und Schwierigkeiten trotz unterschiedlicher Stücke die gleichen sind. Übetips werden ausgetauscht, und es gibt aufschlussreiche Diskussionen zwischen Schülern, die dasselbe Stück spielen.   
Each month, there are three classes, according to age groups: elementary school children, teenagers and adults. Levels of playing vary, however, and I think that’s an inspiring aspect. The beginners get a sense of what’s possible and where they’re going. More advanced students are reminded of their own beginnings. They realize how far they’ve come, they get a chance to share their own expertise and contribute to the progress of their fellow students.
Es gibt jeweils ein Vorspieltreffen für die Grundschüler, Tennager, und für die Erwachsenen. Trotzdem ist das Niveau unterschiedlich, und das erweist sich als anregend. Die Anfänger bekommen einen Eindruck davon, wo die Reise hingeht. Fortgeschrittenere Schüler sehen auf die eigenen Anfänge zurück, stellen fest, wie weit sie gekommen sind, machen Vorschläge aus der eigenen Erfahrung und tragen so zum Fortschritt der Anfänger bei.
The adult group covers the whole range from beginners to advanced. “When we first came together, I was simply blown away by the repertoire, how difficult this was, and how anyone could possibly play this,” one of the adult beginners recently commented on an advanced student’s playing. “Last time though, I could actually hear what the two of you were working on, details of articulation and shaping, balance between voices, and I realized what a difference it made.” She is learning to listen to someone else’s playing, with open ears and awareness, and without that, there is no way of improving your own playing, regardless of the level.

At the adult performing class/ Vorspielstunde der Erwachsenen
Vor allem in der Erwachsenengruppe sind die Unterschiede gross, vom Anfängerstadium bis zum Fortgeschrittenen. “Als wir uns zuerst getroffen haben, war ich immer völlig überwältigt von der Schwierigkeit des Repertoires, wie jemand überhaupt so etwas spielen konnte,” sagte mir eine erwachsene Anfängerin neulich über das Spiel einen fortgeschrittenen Schülers. “ Beim letzten Treffen habe ich auf einmal gehört, woran ihr gearbeitet habt, Details in Artikulation und Phrasierung, Hervorheben einzelner Stimmen, und mir wurde klar, wieviel Unterschied das macht.” Sie lernt, einem anderen Spieler bewusst zuzuhören, und ohne diese Fähigkeit ist auch keine Verbesserung des eigenen Spiels möglich, ganz unabhängig vom Schwierigkeitsgrad der Musik.

In addition to performing, students often play together at the classes. Four people can play a simple round with one hand at one piano. To start with they have to pick it up by ear, which provides ear training and a chance to review intervals at the same time. Someone can write it down on the whiteboard, the others have to keep checking if it’s correct. As soon as there is a mistake, the next person takes a turn. 

Playing a round in 4 parts/ Vierstimminger Kanon
Oft spielen die Schüler in der Gruppenstunde auch zusammen. Vier Leute können durchaus an einem Instrument einen einfachen Kanon mit einer Hand spielen, den sie vorher nach Gehör gelernt haben. Gleichzeitig wiederholt man dabei die Intervalle. Einer kann die Noten an der Tafel aufschreiben, und die anderen müssen aufpassen, ob alles stimmt. Sobald etwas schiefgeht, ist der nächste an der Reihe.
With one person at the piano, one person at the white board, and everybody else listening and guessing, you can figure out “mystery” song and find out how difficult this is without the rhythm: 
Example: Key of C-major, starting point: G - same note - second up - second down - third up, second down etc (Happy Birthday)  Whoever recognizes the song first can choose and present the next one.  Filling in the correct rhythm on the white board is an additional challenge that usually requires the joint efforts of the entire group.
Mit einem Schüler am Klavier, einem an der Tafel und einem oder mehreren Zuhörern kann man Lieder raten, und gleichzeitig feststellen, wie schwer das ohne Rhythmus ist. Beispiel: In C Dur ist der Anfangston G, Tonwiederholung, Sekunde aufwärts, Sekunde abwärts, Terz aufwärts, Sekunde abwärts etc. (Happy Birthday) Wer das Lied zuerst erkennt, darf das nächste aussuchen und vorstellen. An der Tafel den richtigen Rhythmus einzutragen ist eine zusätzliche Herausforderung, die meist die ganze Gruppe beschäftigt.

Whiteboard / Notentafel
It’s easy to make up or improvise pieces that consist of patterns stacked on top of each other.  

Es ist nicht schwer, Stücke zu erfinden, bearbeiten oder zu improvisieren, die aus einzelnen Klanggestalten bestehen, die man variabel zusammenstellen kann.
While the monthly class may be the backbone of the community experience, it is not the only element. Every month, I write the “studio news” to inform students and parents about important dates - classes, recitals, auditions, concerts, and topics of general interest, like our system of “practice points.” 
Die monatliche Gruppenstunde ist wahrscheinlich das Rückgrat der Gemeinschafterfahrung, aber andere Dinge kommen hinzu. Jeden Monat schreibe ich einen Rundbrief, um organisatorische Dinge zu regeln, Schüler und Eltern auf wichtige Veranstaltungen und Konzerte hinzuweisen, oder auch generelle Themen anzusprechen, wie die “Übepunkte.”
Children and teenagers get a practice point for each day of practicing they have checked off in the chart in their assignment book. There may be extra points for additional special assignments. For 20 points you get a certificate, for 100 you get a little gift. The total is listed on a chart on the wall of my studio, that is updated every week. It also includes attendance at performance classes, recitals and “special projects” - like playing piano in the Jazz Band of your school. 
Die Kinder und Jugendlichen bekommen einen Punkt für jeden Tag, den sie auf ihrer Tabelle im Aufgabenheft abgehakt haben. Für besondere Aufgaben gibt es manchmal Sonderpunkte. Für 20 Punkte bekommt man eine “Urkunde,” für 100 ein kleines Geschenk. Die grosse Tabelle an der Wand in meinem Unterrichtszimmer wird jede Woche auf den neuesten Stand gebracht. Dort ist auch die Teilnahme an Gruppenstunden, Konzerten und besonderen Projekten wie die Mitwirkung in der Jazzband in der Schule verzeichnet. 
It was meant to be a means for the students to keep track of their practicing and learning when I started it, rather than a competition. Students do take notice where they are, though, and exceptional accomplishments yield comments: “What do you do when someone reaches 200 points?” I was asked recently. I’ll have to start a second line - it will happen soon, and chances are it will happen more than once!

Practice Chart in the studio / Uebetabelle im Studio
Eigentlich sollte es nur ein Mittel sein, das den Schülern einen Überblick über ihr Üben geben sollte, und kein Wettbewerb. Allerdings stellen die Schüler doch fest, wer wie weit ist, und Aussergewöhnliches erregt Aufsehen: “Was machst Du denn, wenn jemand 200 Punkte hat und die Reihe ist voll?” wurde ich neulich gefragt. Ich werde für den Schüler eine zweite anfangen müssen - wahrscheinlich bald, und wahrscheinlich für mehr als einen.
Duets and ensembles are great, but coordinating different schedules often poses huge obstacles. With a minimum of time that has to be spent together, story suites and theme recitals give students a chance to feel as part of a group. It also directs focus towards the common project rather than the individual student, and it can be an excellent means to reduce stage fright. The students have to learn their pieces, and the story or the theme holds the program together. A few simple props, accessories, costumes make all the difference, and one dress rehearsal is usually enough to throw it all together - occasionally, you can even get away without it. 
Vierhändigspielen und Kammermusik sind hervorragend geeignet, Gemeinschaft zu fördern, scheitern aber oft an organisatorischen Schwierigkeiten. Viel weniger Zeit muss für “Kaviergeschichten” und themenbezogene Vorspiele aufgewendet werden. Natürlich ist es nicht das gleiche wie musikalisches Zusammenspiel, es vermittelt den Schülern aber ebenfalls die Erfahrung, an einem Ganzen mitzuwirken das bedeutender ist als der eigene Vortrag. Häufig trägt dies auch dazu bei, Lampenfieber zu verringern. Die Schüler müssen ihre Stücke lernen, die Geschichte oder das Thema verbinden die Programmpunkte. Einige wenige einfach Kostüme und Requisiten machen viel aus, und in einer Probe lässt sich meist alles zusammenfassen - gelegentlich kommt man sogar ohne davon.
The repertoire of story suites is abundant, but if you don’t find anything suitable, you might as well make up your own, or have the students do it, just by asking them to invent a story connecting different pieces from their own repertoire. With simple means and a little imagination, many things are possible.
Verfügbares Material ist reichlich vorhanden, und wenn man nichts Passendes findet, kann man leicht selber etwas zusammenstellen, oder die Schüler eine Geschichte erfinden lassen, die von Stücken aus ihrem Repertoire illustriert wird. Mit einfachen Mitteln und ein wenig Fantasie lässt sich viel ausrichten.
In one-on-one lessons, the relationship between the student and the teacher is at the core of the learning process. Anything that creates connection beyond that relationship builds community - a learning community, when students play together or hear each other play, a sharing community, when students go out to play for an audience and share what they’ve learnt through their lessons and in their practicing. Music brings joy, and joy easily withers if there is no chance to share it.
Kernstück des Einzelunterrichts ist die Beziehung zwischen Schüler und Lehrer. Alles was darüber hinaus Verbindungen schafft, bildet Gemeinschaft - eine Gemeinschaft von Schülern, die mit- und voneinander lernen, eine Gemeinschaft von Lernenden, die im Spiel fuer ein Publikum die Freude über das Gelernte mit anderen teilen. Musik bringt Freude, und Freude verdirbt leicht, wenn man keine Chance hat, sie mitzuteilen. 

Saturday, April 7, 2012

A Very Special Concert / Ein ganz besonderes Konzert


Steinway Hall in New York City was closed to the general public on Thursday evening, but a selected audience was admitted to the rotunda to hear a very special concert. Signs had been posted on the door, informing everyone that their picture might be recorded and appear in public. Several people who looked very professional were running around carrying big movie cameras on their shoulders, and one camera was mounted in the back between the rows of chairs.  
A beautiful concert grand had been positioned by the window facing the street, personally chosen by the evening’s performer, Seymour Bernstein, who sat next to it, preferring the company of the film crew and the audience to the solitude of the Green Room before his recital.
Actor Ethan Hawke, who led through the event, welcomed everybody and told us about his chance encounter with Seymour, the dinner invitation at a friend’s house, where they had “hit it off.” At the time, Ethan had been plagued by crippling stage fright, and started to question his profession and the art which he had loved and been committed to ever since he was twelve. “Over my head in a midlife crisis, I ran into this piano teacher, who told me all these things about the integrating powers of musical practicing and performing, how it teaches you to make connections between emotion, reason and physicality, and how everything you learn in music can be transferred into real life.” 
At the time, neither Ethan nor Seymour knew who the other was - they googled each other, stayed in touch, and Ethan hatched the plan to shoot a documentary about Seymour, and his idea of music as an integrating force in human life. 
All this happened a little more than a year ago. In the meantime, the documentary is well on its way - several interview sessions have been filmed, a master class at New York University, and now everything had been set up for Seymour to play his first recital in 35 years. 
Wanting more time to write and compose, and disillusioned by the corruption and recklessness that seemed to determine the world of the “music business,”  he had ended his performing career when he was 50. Listening to the CDs he has released of some of these performances, the recordings he has put on Youtube in the meantime, and the way I’ve heard him play at lessons or master classes, I’ve always regretted that I didn’t know him back then. What a treat to get the chance to attend a live performance now.
Already with the first piece, James Friskin’s arrangement of Bach’s Chorale “Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit” (God's time is the very best time) Seymour took us to a different place, and out of time altogether. The voices sang, and the colors of sound made you forget that you were listening to a piano. Be it the trust that speaks through Bach’s music, the sparkle and transparency of a Scarlatti Sonata,  the mystery in the third movement of Schumann’s Fantasy op 17,  the longing in Brahms’ Intermezzo op 118 No 2, every note was rooted in personal feeling and deep conviction. It was the result of the artist’s connection to the music and to his own emotional world, coming to life through his hands. A personal, authentic voice spoke through the interpretation, formed through the experience of a life time. The program ended with one of Seymour’s own compositions, the “Birds,” colorful and imaginative miniatures originally written for children. 
After the musical part of the program, the audience had the opportunity to ask questions, share comments and observations. The integrative powers of music that can make us better people sometimes seem to fail when confronted with real life. Some great artists put a lot of effort into separating their art from the rest of their lives. Other aspects come in, self-respect, the way you use, and treat your talent. While we tried to put it into words, the most convincing answer to the questions about truth and authenticity that Ethan had mentioned in his opening words lay in the music itself, and in Seymour’s playing.
Steinway Hall in New York City war am letzten Donnerstag abend für die Öffentlichkeit geschlossen, aber ein ausgewähltes Publikum wurde in die Rotunda eingelassen, um ein ganz besonderes Konzert zu hören.  Schilder an der Tür machten darauf aufmerksam, dass Aufnahmen gemacht und veröffentlicht werden könnten. Einige sehr professionell aussehende Leute liefen mit Filmkameras herum, und eine Kamera war zwischen den letzten Stuhlreihen aufgebaut.
Ein schöner Konzertflügel stand vor dem Fenster zur Strasse, von Seymour Bernstein, dem Interpreten des Abends persönlich ausgesucht. Er schien die Gesellschaft des Publikums und der Filmcrew der Einsamkeit des Künstlerzimmers vorzuziehen, und wartete neben dem Instrument auf seinen Auftritt.

Durch das Programm führte der Schauspieler Ethan Hawke, der das Publikum mit der Geschichte von seiner Zufallsbegegnung mit Seymour begrüsste - bei einer Einladung zum Abendessen im Haus eines Freundes hatten sie sich kennengelernt und eine gemeinsame Sprache gefunden. Ethan erzählte , wie er zu dieser Zeit mit quälendem Lampenfieber zu kämpfen hatte, und begonnen hatte, seinen Beruf und die Kunst, die er von Kind an ausgeübt und geliebt hatte, in Frage zu stellen. “Ich stecke bis über beide Ohren in einer midlife-crisis, und da begegnete mir dieser Klavierlehrer, der von der integrierenden Kraft musikalischen Übens sprach. Er beschrieb wie es lehren kann, Verbindungen zwischen Verstand, Gefühl und körperlicher Bewegung herzustellen, und wie alles, was man in und durch Musik lernt, auf den Rest des Lebens übertragen werden kann.”

Als Ethan und Seymour sich trafen, wusste keiner von beiden, wer der andere war - es folgten einige Internet- Recherchen, man blieb in Verbindung, und dann hatte Ethan die Idee, über Seymour und seine Vorstellung von Musik als integrierender Kraft im menschlichen Leben einen Dokumentarfilm zu drehen.
  
Das alles geschah vor mehr als einem Jahr. Inzwischen ist der Dokumentarfilm im Entstehen begriffen, verschiedene Interviews sind gefilmt worden, eine Meisterklasse and der New York University, und nun war alles bereit für Seymours erstes Konzert seit 35 Jahren.
Desillusioniert von der Korruption und Rücksichtslosigkeit die die kommerziellen Aspekte des Musiklebens bestimmten, hatte ihn sein Bedürfnis zu schreiben und zu komponieren dazu geführt, mit 50 Jahren seine Konzerttätigkeit zu beenden. Nachdem ich CDs von diesen Live-Auftritten, Youtube Aufnahmen und sein Spiel bei Meisterklassen gehört hatte, hatte ich immer bedauert, ihn damals noch nicht gekannt zu haben, und freute mich sehr über die Möglichkeit, nun einem "echten" Konzert beiwohnen zu können.
Schon mit dem ersten Stück, James Friskin’s Bearbeitung von Bach’s Choral: “Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit” liess Seymour uns Ort und Zeit vergessen. Die einzelnen Stimmen sangen, und er zauberte einen Reichtum an Klangfarben aus dem Instrument, die man einem Flügel kaum zugetraut hätte. Sei es das Vertrauen, das aus Bachs Musik spricht, Glanz und Durchsichtigkeit einer Scarlatti Sonate, das Geheimnisvolle im 3.Satz von Schumanns Fantasie op 17, die Sehnsucht in Brahms’ Intermezzo op 118/2, jeder Ton hatte seinen Ursprung in persönlichem Gefühl und tiefer Überzeugung. Es war das Resultat der Verbindung zwischen dem Künstler, seinem Gefühlsleben und der Musik, die durch seine Hände auf der Tastatur lebendig wurde. Eine authentische, persönliche Stimme, geformt durch die Erfahrung eines ganzen Lebens, kam in der Interpretation zum Ausdruck. Das Programm endete mit eine Komposition von Seymour Bernstein, den “Birds”, farbige und einfallsreiche Miniaturen, die verschiedene Vögel charakterisieren, ursprünglich für Kinder geschrieben.

Nach dem musikalischen Teil des Programms hatte das Publikum Gelegenheit, zu Fragen und Kommentaren. Die integrativen Kräfte der Musik, die uns zu besseren Menschen machen können, versagen manchmal, wenn sie mit dem “wirklichen” Leben zusammentreffen. Manche grossen Künstler geben sich alle Mühe, ihre Kunst vom Rest ihres Lebens fernzuhalten. Andere Aspekte kommen hinzu, Selbstachtung, die Art und Weise, wie jemand mit seiner Begabung umgeht. Wir versuchten, die Antwort zu Ethans Fragen nach Authentizität und Wahrheit in Worte zu fassen, aber die überzeugendste Antwort lag in der Musik selber, und in Seymours Spiel.