Friday, December 28, 2012

Seymour's magic trill- sometimes, less is more


Recording the entire Book II of Bach’s Well-Tempered Clavier has kept me busy throughout December. I wasn’t aiming for studio quality, no splicing - due to lack of equipment and technical knowledge - just home-style, acceptable, good enough for people to listen to and get an idea of the pieces between the sessions that will mark our listening journey through the book, which starts in February. 

I don’t like to record. The stress of a performance without the energy of a living audience wears me out. Against all odds - which included a hissing radiator, cats playing with the bell on the scratch pole, and the garbage truck, that always appeared in the street when I had silenced everything else - I had made it to the last piece yesterday. Relieved, I turned the page to the Fugue No 24 in B- minor. A date at the top of the page tells me when I’ve first learnt it: February 7, 2006.  The piece has been my companion for a long time, and yet, even before I begin to play, I know what challenge I’m up against: the trills at the beginning. 

Siddhartha, the bell-ringer on the scratch pole

There is some freedom regarding ornaments in baroque music, but here, Bach wrote in the trills. He must have really wanted them, and I’m determined to fulfill his wishes. After six years, almost seven years of struggle, it’s more stubbornness than respect, an attitude of “I’m going to do it and I don’t care what it takes.” I can play the trills as long as there are two voices only, but once the third voice comes in, and the trill is in the middle voice in Ms 18 and 20, it’s all over. I just can’t do it. I’ve taken those measures apart and put them back together a million times. I’ve played them slowly, played them fast, made clear to myself exactly which notes and which fingers line up together - nothings works, and here I go again.

I can’t leave them out, either. My fingers have gotten so used to doing some kind of a fast fumble in this spot that I need to do something. Suddenly, an option comes to mind that has saved many tricky spots in other Preludes and Fugues. Seymour’s “magic trill” - instead of eight 32nds, break up the two 8th- beats into two 16ths triplets. To put it simple: fill the same time with fewer notes that are slightly slower, and you get a more convincing result. Relieved, the trills began to bubble out of my fingers.

J.S. Bach, Fugue No 24 in b-minor, WTC II, Ms 18 - 20 


Often, less is more, and you have to let go of stubborn ideas so that things can fall into place. Thanks to Seymour Bernstein for the inspiration to that insight, and for many others that he has conveyed to me over the years of studying with him.

Den ganzen Dezember über war ich damit beschäftigt, den 2. Band von Bach’s Wohltemperiertem Klavier aufzunehmen. Studioqualität war nicht angestrebt, Mangel and Ausstattung und technischem Know-How liess keine Schnitte zu. Akzeptabel würde ausreichen müssen, eine Möglichkeit für das Publikum, die Stücke zwischen den Konzerten auf unserer Reise durch das Werk, die im Februar beginnt, anhören zu können.


Ich mache nicht gerne Aufnahmen. Der Stress der Aufführung ohne die Energie eines lebendigen Publikums ist ermüdend. Allen Widrigkeiten zum Trotz - ein zischender Heizköper, Katzen, die mit dem Glöckchen im Kratzbaum spielten, und die Müllabfuhr, die immer dann in der Strasse auftauchte, wenn ich alles andere zum Schweigen gebracht hatte - war ich gestern beim letzten Stück angekommen. Erleichtert schlug ich die letzte Fuge auf, Nr 24 in h-moll. Ein Datum oben auf der Seite sagte mir, wann ich das Stück zuerst gelernt habe: 7. Februar 2006. Es begleitet mich also schon lange, aber bevor ich anfange zu spielen, weiss ich schon, welche Herausforderung mich erwartet: die Triller am Anfang.

Siddhartha, der Gloeckner vom Kratzbaum
Man kann sich einige Freiheiten erlauben bei der Ornamentierung von Barockmusik, aber hier hat Bach die Triller ausdrücklich notiert. Er muss sie wirklich beabsichtigt haben, und ich bin entschlossen, seinem Wunsch zu entsprechen. Nach sechs, fast sieben Jahren ist Respekt in Sturheit umgeschlagen, die Einstellung: Ich kriege das hin, egal wie lange es dauert. Ich kann die Triller spielen, solange der Satz zweistimmig ist, aber sobald die dritte Stimme hinzukommt und sie in Takt 18 und 20 in der Mittelstimme auftauchen, sind alle Mühen vegeblich. Ich kann es einfach nicht! Ich habe diese Take schon tausend Mal auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt.Ich habe sie langsam und schnell gespielt, mir genau klargemacht, welche Töne und Finger wie zusammenkommen, es hat nichts genützt.

Auslassen kann ich sie auch nicht. Meine Finger haben sich so an irgendeine schnelle Fummelei an diesen Stellen gewöhnt, dass ich irgendetwas tun muss. Auf einmal kommt mir eine Möglichkeit in den Sinn: Seymours magischer Triller, der eine Reihe kniffliger Stellen in anderen Präludien und Fugen gerettet hat. Anstatt 32-tel zu spielen, unterteile die zwei  Achtelschläge in zwei 16-tel Triolen. Einfach ausgedrückt: spiele weniger Noten etwas langsamer in derselben Zeit, und das Resultat ist überzeugender. Erleichtert begannen die Triller aus meinen Fingern zu perlen.

J.S. Bach Fuge Nr 24 in h-moll, WTK II, T 18-20

Weniger ist oft mehr, und festgefahrene Ideen muss man loslassen, damit alles seinen Platz finden kann. Mein Dank geht an Seymour Bernstein, für die Anregung zu dieser, und vielen weiteren Erkenntnissen im Laufe unserer langjährigen Zusammenarbeit.