I’m sitting in the auditorium and I’m anxious. There have been moments when I wished I wasn’t here. In the course of the week, I’ve been tempted to cancel. After the busiest year ever, I’ve been craving a weekend with no appointments. But Seymour Bernstein is presenting a lecture and a master class at the NJ-MTA conference in Princeton, NJ. That’s an hour away from where I live and I haven’t seen my teacher in person ever since he made his house in Maine his permanent home two years ago.
I now see him more often than I did while he taught at his apartment in New York. In Maine, he teaches on Zoom, people all over the world, and I have a lesson every other week, year-round. It used to be October through May, while he lived in New York City. In the summer, he withdrew from the world “to become one with nature,” as he used to call it, at his “Shangri-La,” a wooden house on a cliff overlooking the ocean on the coast of Maine. He never liked New York.
I’ll never forget how sunken and defeated he looked, after his return from Maine two years ago, to the crammed New York apartment that became famous through Ethan Hawke’s documentary Seymour - an Introduction. Seymour was sitting in a chair by the fireplace, between the bed and the piano, surrounded by bags and suitcases. With no end of the pandemic in sight, he would be pretty much confined to that space for eight months to come. “I’ve been here three days and I don’t even feel like unpacking,” he said.
“I never want to see you as miserable again, as you were the last time you returned from Maine” I said as cheerfully as possible, when he revealed the following spring that he was planning to make Maine his permanent home from now on.
Giving up the routine of going to New York for lessons was heartbreak at first. The studio has been my safe heaven through all storms of life during the past 26 years. When I went there for the first time, in October 1997, I hadn’t played a solo recital since my graduation from music college. In the course of this past year, I’ve performed in 21 events - recitals and various presentations. It’s an outcome of everything I’ve leant in Seymour’s studio. Channeling grief into projects eventually changes the sadness. And when I think back on who I was and how I felt at the time when I first came to the studio, I wouldn’t want to go back there for anything in the world.
I’ve changed, and so have all of us. Change is the only consistent feature in our lives, and yet, we spend so much energy resisting it. Has Seymour changed?
If anything, he’s become more himself. “I will always tell you the truth,” he told me, shortly after I started to study with him. That’s the truth, as seen by Seymour. You may or you may not agree. There are occasions when I’ve respectfully disagree. Then he’ll say: “You do it your way, and I do it Bach’s way” - or whoever the composer is. I admire the courage with which he speaks his mind. I wished I had more of it.
As long as I’ve known him, in every phase of his life, every project he’s done, he’s been true to himself. His new slogan is: life begins at 90, and you can do more than sit in a chair and watch TV all day. In addition to teaching private students, he’s made videos for Tonebase and recorded all the pieces he learnt since he turned 90. Sometimes at a lesson, he’ll buzz through a passage and say to me: “You know, I’ve struggled with this when I was fourteen, and now, all of a sudden, it just comes bubbling out of my hand. The reason is: I don’t care any more.”
Letting go - of expectations, aspirations, of trying to please. One of the blessings of old age. The key is: being in the moment, open and responsive to what the music requires and what the student needs. Seymour has always been a master of it. At 96, he keeps getting better.
Time stops when you’re focussed on figuring out the correct motion to bring out the sound you hear in your mind. Nothing else matters. There’s no deadline, no appointments, you keep trying until it comes out right. And then you examine what happened, so you can repeat it. That way, you gradually establish a “vocabulary of motions” that brings the music to life and becomes reliable, even in a performance situation. It’s hard to get across within the time constraints of a conference. I wished the students at the masterclass had gotten to spend more time with him. But at least we all got a taste of it. Just being in Seymour’s presence can leave people changed.
Seymour Bernstein at his lecture on pedaling
Exploring motions at the piano
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The discussion that concludes every master class: Why do we study music and play the piano? To help us transfer the commitment, the discipline, the attention to detail, the joy of creating beauty that we experience in our study into other areas and help us become better people who lead better lives. |
Ich sitze im Vortragssaal und bin nervös. Es gibt Augenblicke, da wünsche ich mich woanders hin. Im Lauf der Woche war ich mehrmals versucht, abzusagen. Nach einem äusserst ereignisreichen Jahr sehne ich mich nach einem Wochenende ohne Termine. Aber Seymour Bernstein hält einen Vortrag und einen Meisterklasse bei der Konferenz der Musiklehrervereinigung NJ-MTA in Princeton, New Jersey. Das ist nur eine Stunde von meinem Wohnort entfernt und ich habe meinen Lehrer zwei Jahre lang nicht persönlich getroffen, seit er sein Haus in Maine zu seinem ständigen Wohnsitz gemacht hat.
Ich sehe ihn jetzt öfter als früher, als er noch in seinem Apartment in New York City unterrichtete. Von Maine aus unterrichtet er Leute in der ganzen Welt über Zoom und ich habe alle 14 Tage Unterricht, das ganze Jahr lang. Als er sein Studio noch in New York hatte, unterrichtete er dort von Oktober bis Mai und zog sich im Sommer nach Maine zurück, um “eins mit der Natur zu sein” wie er es nannte, in sein Shangri-La, ein Holzhaus an der Küste von Maine, auf einem Felsen gelegen, mit Ausblick auf den Atlantik. New York City hat er nie wirklich gemocht.
Ich werde nie vergessen, wie niedergeschlagen und traurig er aussah, als er vor zwei Jahren für den Winter in das enge New Yorker Apartment zurückkehrte, das durch Ethan Hawke’s Dokumentarfilm Seymour - an Introduction weltberühmt geworden ist.
Seymour sass auf einem Stuhl beim Kamin, eingezwängt zwischen Bett und Flügel und Koffern und Taschen. Ein Ende der Pandemie war immer noch nicht abzusehen und er würde die nächsten 8 Monate vorwiegend in diesem Raum verbringen. “Ich bin schon drei Tage wieder hier,” sagte er, “und ich habe noch nichtmal Lust, auszupacken.”
“So elend wie letzten Herbst, als du aus Maine zurückkamst, will ich dich nie mehr sehen, “ sagte ich mit aller Begeisterung, die ich aufbringen konnte, als er im folgenden Frühjahr eröffnete, dass er voraussichtlich von nun an Maine zu seinem ständigen Wohnsitz machen würde.
Die Fahrten in die Stadt zum Unterricht und die vertraute Umgebung des Studios fehlten mir entsetzlich. Ein sicherer Zufluchtsort in allen Stürmen des Lebens war plötzlich nicht mehr da. Als ich zum ersten Mal dorthin ging, Im Oktober 1997, hatte ich seit dem Hochschulabschluss kein Solokonzert mehr gespielt. Seit letzem Herbst waren es 21 Konzertprogramme und Vorträge - auf der Grundlage dessen was ich in Seymour’s Studio gelernt habe. Traurigkeit in Projekte umzuwandeln verwandelt schliesslich auch die Traurigkeit. Und wenn ich an die Zeit vor 26 Jahren denke, und daran, wie ich mich damals gefühlt habe, wünsche ich mich nicht zurück.
Wir sind alle nicht mehr dieselben wie damals. Veränderung ist die einzige Konstante im Leben, und trotzdem verwenden wir so viel Energie darauf, und dagegen zu wehren. Hat Seymour sich verändert?
Wenn ihr mich fragt, er ist noch mehr er selber geworden. “Ich werde dir immer die Wahrheit sagen” sagte er mir kurz nachdem ich angefangen hatte, bei ihm Unterricht zu nehmen. Die Wahrheit - so wie Seymour sie sieht. Man kann sie genauso sehen, oder auch nicht. Bei allem Respekt, ich sehe sie gelegentlich anders. Dann sagt er “ Du spielst so wie du willst, und ich spiele so wie Bach es will” - oder wer auch immer der Komponist ist. Ich bewundere den Mut, mit dem er seine Meinung äussert und wünsche mir oft, ich hätte mehr davon.
So lange ich ihn kenne ist er sich selbst treu geblieben, in jeder Lebensphase, bei jedem Projekt. Die neue Losung ist: Das Leben beginnt mit 90! Auch im fortgeschrittenen Alter kann man mehr tun als vor dem Fernseher im Sessel sitzen. Er unterrichtet seine Schüler, macht Videos für Tonebase und ist dabei, alle Stücke aufzunehmen, die er in diesem Lebensjahrzehnt gelernt hat.
Manchmal spielt er mir im Unterricht eine Passage vor und sagt: “ Als ich 14 war, habe ich mich damit abgequält, jetzt perlt es mir aus den Fingern. Der Grund ist Gelassenheit.”
Loslassen - von Erwartungen, hohen Zielen, der Sorge, was irgendwer denkt. Vielleicht ein Privileg des fortgeschrittenen Alters. Der Schlüssel ist die völlige Präsenz in der Gegenwart, Offenheit für die passende Reaktion, auf die Musik und auf den Schüler. Darin war Seymour immer schon meisterhaft. Jetzt ist er 96 und wird immer besser.
Die Zeit verschwindet wenn man sich auf den innerlich gehörten Klang konzentriert, und die Spielbewegung, die ihn hervorbringt. Alles andere ist unwesentlich. Es gibt keine Deadlines, Verabredungen oder Verpflichtungen, man versucht es so lange, bis es stimmt. Und dann untersucht man wie der Klang zustande gekommen ist, damit die Bewegung wiederholbar und schliesslich durch Übung abrufbar wird. Auf diese Weise entsteht allmählich ein verlässliches Vokabular von Bewegungen, auf das auch in Konzertsituationen Verlass ist.
Es ist nicht einfach, das unter dem Zeitdruck einer Konferenz zu vermitteln. Ich wünschte, die Schüler hätten mehr Zeit mit ihm verbringen können. Aber für einen Eindruck hat es gereicht - und Seymour’s blosse Gegenwart kann Menschen verändern.