Christmas Day is quiet, and I seize the chance to look back
at the past week. Choir rehearsals are over for the year, and the wedding of
dear friends, the two festive Christmas Eve services with Vivaldi’s “Gloria” at
All Souls. I’m not teaching, and I look forward to the last week of the year.
Just keeping it quiet, practice, write, do some things around the house, tend
to a few unfinished sewing- and knitting projects. There aren’t that many
opportunities to treat myself to some quality time, and allow things to unfold
at their own pace. Get some rest. No appointments!
The e-mail from the minister at UU Summit comes on Tuesday
afternoon: A family from the congregation unexpectedly lost their six-year old
son. Can you play at the funeral on Friday morning?
My spontaneous reaction, which I share with no one but
myself, is “No!” This is certainly not something I want to do, and never mind
that there’s a fee involved. Watching people suffer is painful.
Making music for them may be a small contribution to
alleviate their pain; or simply help them live with it through those agonizing
moments. Their lives will never be the
same, and they didn’t ask for this to happen, This is not a matter of what I
want to do, but what I have to do. I already know that I wouldn’t find peace,
even if I declined.
The event hangs over me all week, as e-mails go back and
forth, music is chosen, an order of service. Everything becomes more real, as I
learn the names. Mason, 2010-2016. Heather and Adam, his parents, Carter, his
9-year old brother. I don’t sleep very much Thursday night. Who knows whether
anyone from the family can sleep.
What happened, I quietly ask the minister on Friday morning
before people arrive, secretly scolding myself for my curiosity. But something
in me wants to know. Loss is loss – or is it? Grief is so much more than just
the facts…
I learn that there was a pre-existing medical condition, but
nothing life-threatening, as long as it is controlled through medication. That
was the case, and then a stomach bug made everything spin out of control, very
fast.
People arrive early for the service. The crowd is large.
People sit in the pews, quietly. I hear a whisper every now and then, but none
of the lively greetings or animated conversations, that usually precede the
Sunday service.
Music from Schumann’s “Album for the Young” lays a gentle
cover over the silence. The short, poetic little pieces at the beginning; No 3
a lullaby for the composer’s son Ludwig; “My homework is done” is the subtitle
to No 5. How often have I taught those pieces to young piano students.
As I was leafing through the book at home, I found a sheet
with notes for a studio recital, dated June 2001. We did an entire program on
Schumann’s pieces for children. Fifteen years ago, I was still teaching in
Germany, and I hope that all the students I taught back then are well and happy,
young adults full of energy and ideas; because that’s the plan for the little
ones. Only sometimes things don’t go according to plan, and then there’s
nothing left to say.
I play the “Little Study,” “Remembrance “written in memory
of Felix Mendelssohn, “Sheherazade,” “Mignon,” and “From Foreign Lands and
People” and “Reverie” from Scenes of Childhood.
Jody, a singer and a friend of the family quietly sobs
behind me. She puts a tissue on the piano, because I have tears running down my
face as well. It’s ok, as long as I can still see the music. “I don’t know if I
can do this,” she said to me, when she arrived, “but I’m going to try to do it
anyway.”
I’m so grateful to her for saying this, for giving me
permission not to be “professional.” The German word Anteilnahme translates as “sympathy,” –to take part in someone
else’s pain, more than standing off to the side and watching.
The family has requested the song You are my Sunshine, to be performed while slides of Mason are
projected on the screen in front. I found a beautiful piano arrangement of the
song, very mellow and flowing, and Jody joins me in the lines of the chorus.
Shortly before the end, the church suddenly lights up. Someone must have put on
additional lights – and then I realize that the clouds outside have broken up,
and sunlight is streaming in through the windows.
I didn’t want to go home after the service, and have
arranged for lunch with a friend in the city. We’ll hang out for a bit; catch
up, maybe play some duets. The train is crowded with people in holiday spirits,
full of laughter and expectation. Every time I see parents with kids, my
thoughts go out to the group that is on their way to the cemetery at this hour.
The words Jody said come to mind: “They shouldn’t ever have to make coffins
this small. “
Life is so precious and so fragile, and that’s so easy to
forget. Whatever the New Year brings, may we at least try to make the best of
it.
Der Weihnachtstag
ist still und gibt mir die Gelegenheit, auf die vergangene Woche zurückzusehen.
Die Chorproben sind zu Ende, die Hochzeit von Freunden liegt hinter uns, und
die beiden festlichen Gottesdienste mit Vivaldi’s Gloria am Heiligabend. Ich
unterrichte nicht, und freue mich auf die letzte Woche des Jahres. Einfach mal
Ruhe haben; üben, schreiben, einige Dinge in der Wohnung in Ordnung bringen,
einige unvollendete Näh- und Strickprojekte die Vollendung näherbringen. Es
gibt nicht so viele Gelegenheiten, wo sich die Dinge in ihrem eigenen Tempo
entwickeln können. Sich ein bisschen Ruhe gönnen. Und keine Termine!
Die e-mail von
dem Geistlichen von der Unitarischen Kirche in Summit kommt am Dienstag
Nachmittag: „Der sechsjährige Sohn einer Familie aus der Gemeinde ist ganz
plötzlich verstorben. Kannst Du am Freitag Morgen bei der Trauerfeier spielen?“
Meine spontane Reaktion, die ich für mich behalte, ist “Nein!” Das möchte ich überhaupt nicht, und es tut auch nichts zur Sache, dass ich bezahlt werde. Es tut weh, andere leiden zu sehen.
Und für sie Musik zu machen ist vielleicht ein ganz kleiner Beitrag, ihr Leid zu lindern, oder einfach zu helfen, in dieser qualvollen Zeit damit zu leben. Ihr Leben wird nie mehr so sein wie es war, und sie haben sich das nicht ausgesucht. Es ist keine Frage, was ich tun möchte, sondern was ich tun muss. Ich würde keine Ruhe finden, selbst wenn ich absagte.
Meine spontane Reaktion, die ich für mich behalte, ist “Nein!” Das möchte ich überhaupt nicht, und es tut auch nichts zur Sache, dass ich bezahlt werde. Es tut weh, andere leiden zu sehen.
Und für sie Musik zu machen ist vielleicht ein ganz kleiner Beitrag, ihr Leid zu lindern, oder einfach zu helfen, in dieser qualvollen Zeit damit zu leben. Ihr Leben wird nie mehr so sein wie es war, und sie haben sich das nicht ausgesucht. Es ist keine Frage, was ich tun möchte, sondern was ich tun muss. Ich würde keine Ruhe finden, selbst wenn ich absagte.
Das Ereignis
hängt die ganze Woche über mir, während die e-mails hin-und her gehen, Musik
ausgesucht, der Ablauf der Feier zusammengestellt wird. Die Situation ist
wirklicher geworden, seit ich die Namen kenne: Mason, 2010-2016. Heather und
Adam, die Eltern. Carter, der 9-jährige Bruder. Donnerstag Nacht schlafe ich
nicht gut. Wer weiss, ob von der Familie überhaupt jemand schlafen kann.
Was ist passiert,
frage ich am Freitagmorgen leise den Geistlichen, bevor die Leute kommen. Meine
Neugier ist mir peinlich, aber irgendetwas in mir will es wissen. Verlust ist
Verlust – oder? Trauer ist soviel mehr als die blossen Fakten...
Der kleine Junge
hatte eine Krankheit, die nicht lebensbedrohlich ist, solange sie medikamentös
unter Kontrolle ist. Das war auch der Fall, aber dann brachte eine Magen-Darm
Infektion alles aus dem Gleichgewicht, und das ging schneller, als man
eingreifen konnte.
Die
Gottesdienstbesucher kommen frühzeitig, in grosser Menge. Die Menschen sitzen
schweigend in den Reihen. Ab und zu hört man ein Flüstern, aber nichts von den
fröhlichen Begrüssungen und angeregten Gesprächen, die normalerweise dem
Sonntagsgottesdienst vorangehen.
Musik aus
Schumann’s Album für die Jugend füllt
sanft die Stille; die kleinen, lyrischen Stücke am Anfang, No 3 ein Wiegenlied
für Schumann’s Sohn Ludwig, No 5 hat den Untertitel: Die Hausaufgaben sind
fertig. Wie oft habe ich kleinen Klavierschülern diese Stücke beigebracht.
Als ich zu Hause
die Noten durchblätterte, fiel mir ein Zettel mit Notizen in die Hände, für ein
Klassenvorspiel im Juni 2001. Wir gestalteten ein ganzes Programm mit Schumanns
Stücken für Kinder. Vor 15 Jahren war ich noch in Deutschland, und ich hoffe,
dass alle Schüler, die ich damals unterrichtet habe, glücklich und gesund sind,
junge Erwachsene, voller Ideen und Energie; denn das ist der Plan für die
Kleinen. Aber manchmal werden Pläne durchkreuzt, und dann ist man sprachlos.
Ich spiele die
„Kleine Studie, „Erinnerung“ – geschrieben zum Todestag von Felix
Mendelssohn, „Scheherazade,“ „Mignon,“
und „Von fremden Ländern und Menschen“ und „Träumerei“ aus den Kinderszenen.
Jody, Sängerin
und eine Bekannte der Familie, schluchzt leise hinter mir. Sie legt mir ein
Papiertaschentuch auf den Flügel, denn auch mir laufen die Tränen übers Gesicht.
Das ist in Ordnung, so lange ich die Noten noch sehen kann. „Ich weiss nicht,
ob ich das kann,“ sagte Jody als sie kam, „aber ich werde es trotzdem
versuchen.“
Ich bin ihr
unendlich dankbar für die Erlaubnis, unprofessionell sein zu dürfen. Anteilnahme sagen wir im Deutschen, teil
nehmen an der Trauer des anderen. Man steht eben nicht nur an der Seite und
schaut zu.
Die Familie hat
sich das Lied „You are my Sunshine“ gewünscht, während Bilder von Mason auf
eine Leinwand projiziert werden. Ich habe eine schöne Klavierbearbeitung gefunden,
sehr fliessend und ruhig. Jody singt den Refrain mit. Kurz vor dem Ende wird es
auf einmal sehr hell in der Kirche. Jemand muss zusätzliche Scheinwerfer
angeschaltet haben – und dann bemerke ich, dass draussen die grauen Wolken
aufgebrochen sind und strahlendes Sonnenlicht durch die Fenster fällt.
Nach der
Trauerfeier wollte ich nicht einfach so nach Hause fahren. Ich habe mich mit
einer Freundin in New York zum Mittagessen verabredet. Wir werden ein bisschen
schwatzen und vielleicht vierhändig spielen.
Der Zug ist
voller Menschen in Fest- und Feierstimmung, es wird gelacht, man freut sich auf
die Stadt, das Kino, das Theater. Jedes Mal wenn ich Eltern mit kleinen Kindern
sehe, kommen mir die Menschen in den Sinn, die jetzt auf dem Weg zum Friedhof
sind, und Jody’s Bemerkung, bevor wir uns voneinander verabschiedeten:
„Es sollte niemals einen Grund geben, so kleine Särge herzustellen.“
Man vergisst so
leicht, wie kostbar und wie zerbrechlich das Leben ist. Was immer das neue Jahr
bringen wird, mögen wir wenigstens versuchen, das Beste daraus zu machen.