In the afternoon of Christmas Day I sit down at the piano
to practice, but nothing goes. My mind is clogged and sluggish. It could be
lack of sleep. I didn’t get home until 2 am and it took a while to wind down
after singing excerpts from Bach’s Christmas Oratorio at the glorious Christmas
Eve services at All Souls. But I sense that there’s more to it.
Half an hour later the wastebasket holds about fifty feet of
“dead wiring.” I keep a few healthy cuts, and put them in water, in case I come
to regret this. After two weeks I throw out all branches that haven’t grown
roots, that’s most of them. Sometimes, I’ve gone into the music room just to
enjoy the feeling of the empty space above my head.
The plant is only the beginning. Once neatly arranged rows of books on the shelves are yearning to be freed from the stacks that have piled up on top of them. Taking on the task means rearranging my entire library. I have to find a new place for the CDs on the top shelves. As I take them down and place them next to the stereo I realize why I haven’t listened to anything for so long: they were so high up you could barely reach them, let alone read the titles.
In the late afternoon of Christmas day, a CD is playing, and
I can barely move between the stacks on the floor. They’re assigned to the
categories that suggest a major attack of de-cluttering: Keep – toss - don’t
know.
Photo albums change places with the dictionaries in the
other room, and while I’m at it, I might as well throw out those first drafts
of my memoir, which finally got finished in the fall. I’m sure I won’t ever
read through these hand-written notes again - another shelf, freed of the
burdens of the past. It’s 1am when I place the last box with discarded papers
by the edge of the sidewalk for the recycling collection. I’m dusty, my bones
are aching and I feel incredibly accomplished.
Discovering treasures deemed lost a long time ago is the
reward of my impromptu clean-up spree: a cross-stitch project that miraculously
disappeared just before it was finished and a series of photographs from one of
the most memorable trips of my life. Give it a try and guess the location...
Two days later I launch an attack on the kitchen. There's nothing like a transatlantic move to force you into sorting out possessions, and I've been pretty good about not accumulating stuff since I relocated to the US in 2001. But I brought the ceramic coffee mugs, which I've collected since my student days.
In Germany, I was “Birgit and her coffee mugs.” They were on public display in my kitchen in in Cologne and in Concord, NH. In my current apartment it’s not an option. I don’t use them a lot, and I don’t drink as much coffee as I used to, either.
In Germany, I was “Birgit and her coffee mugs.” They were on public display in my kitchen in in Cologne and in Concord, NH. In my current apartment it’s not an option. I don’t use them a lot, and I don’t drink as much coffee as I used to, either.
This gift from my friend Birgit goes all the way back to college: Have a break. Forty years later I'm still struggling with the same issue. |
Thirty cheerful coffee mugs are cleaned, packed up and ready
to travel a to a new home. Let me know if you’re interested. A note to my
friends: please, don’t bring any more mugs. The collection is closed and I
indulge the feeling of empty space.
These mugs are staying. |
Platz
schaffen
Am Nachmittag des
ersten Weihnachtstages sitze ich am Flügel und versuche zu üben. Nichts geht.
Ich fühle mich geistig lahm und blockiert. Schlafmangel vielleicht – immerhin
ich bin erst um zwei aus New York nach Hause gekommen, nach den glorreichen
Aufführungen von Ausschnitten aus Bachs Weihnachtsoratorium mit dem Chor bei
den Gottesdiensten zu Heiligabend in All Souls. Danach war mir noch nicht
direkt zum Schlafengehen zumute. Aber
ich habe das Gefühl es steckt mehr hinter meiner Schlappheit.
Prüfend wandert
mein Blick an der Pflanze entlang, die sich oben unter der Decke um das ganze
Zimmer windet. Mehr als acht Jahre habe
ich sie gehegt und gepflegt, seit sie als „blinder Passagier“ in einem
Abfalleimer mit aus New Hampshire kam. Trotz aller Bemühungen kümmert sie seit
geraumer Zeit vor sich hin, verliert Blätter und die neuen Zweige wachsen nicht
schnell genug nach, um die kahlen Stellen zu verdecken. Ich habe schon mehrfach
überlegt, sie herunterzuholen.
Eine halbe Stunde
später ist der Mülleimer voller kahler Zweige. Die frischen Ableger stecke ich
ins Wasser falls mir die Aktion irgendwann leid tut. Zwei Wochen später werfe ich alle weg, die
keine Wurzeln gezogen haben, und das sind die meisten. Ich gehe jetzt manchmal
ins Musikzimmer nur um das Gefühl der Freiheit über meinem Kopf zu genießen …
Die Pflanze ist nur der Anfang. Einst sorgfältig sortierte Reihen im Bücherregal sehnen sich schon lange nach Erleichterung von den Stapeln, die sich kreuz und quer auf ihnen angesammelt haben: Geschenke, Neuerwerbungen, verliehene Bücher, die bei der Rückgabe nicht mehr auf ihren Platz passen. Ich muß meine gesamte Bibliothek neu organisieren.
Die CDs räumen ihren Platz auf den beiden obersten Regalbrettern und wandern in die Nähe des CD-Spielers. Beim Räumen wird mir klar, wieso ich so lange keine mehr angehört habe: man kommt kaum dran, und die Titel kann man schon gar nicht lesen...
Am späten
Nachmittag des Weihnachtstages läuft eine CD, und ich kann mir nur mit Mühe
einen Weg zwischen den Stapeln auf dem Fußboden bahnen, die nach den Kategorien
jeder größeren Aufräumaktion sortiert sind: „Wegwerfen“ , „Behalten“ und
„Weiß nicht.“
Die Wörterbücher
im anderen Zimmer tauschen den Platz mit den Fotoalben. Dabei miste ich auch
gleich die ersten hanfgeschriebenen Entwürfe meines Memoirs aus, das im Herbst
endlich fertig geworden ist. Ich werde
sie bestimmt nie mehr durchlesen, und so wird noch ein Regal von den Schatten
der Vergangenheit befreit.
Das Wiederfinden
verloren geglaubter Schätze ist ein willkommener Nebeneffekt der Aktion: ein
kurz vor Vollendung verschwundenes Kreuzstichprojekt, und eine Fotoserie von
einer der eindrucksvollsten Reisen, die ich je gemacht habe. Ihr könnt gerne raten, wo das ist:
Um ein Uhr nachts
stelle ich den letzten Müllsack mit Altpapier fürs Recycling an den
Straßenrand. Ich bin staubig, spüre jeden Knochen im Leib und habe mich lange
nicht mehr so erleichtert gefühlt.
Zwei Tage später
nehme ich mir die Küche vor. Ein transatlantischer Umzug ist der beste Anlass
seine Besitztümer zu verringern, den ich mir vorstellen kann. Seit ich 2001 in
die USA ging, bin ich sparsam gewesen mit Neuanschaffungen. Aber die Kaffeetassen, die ich seit der Studentenzeit gesammelt habe, habe ich damals
mitgenommen.
„Birgit und ihre
Kaffeetassen“ - das war in Deutschland. In Köln und in Concord hatte ich alle
in der Küche ausgestellt. In meiner jetzigen Wohnung ist kein Platz dafür. Ich
benutze sie selten, und ich trinke auch nicht mehr soviel Kaffee wie früher.
Ein Geschenk von meiner Freundin Birgit aus der Studienzeit: Mach mal Pause. Vierzig Jahre später habe ich immer noch das gleiche Problem... |
Dreißig bunte, fröhliche Kaffeetassen warten frisch
gespült und sicher verpackt in einer großen Kiste auf die Reise in ein neues
Zuhause. Meldet Euch, wenn Ihr sie haben möchtet. Und eine Nachricht an meine
Freunde: bitte bringt keine Tassen mehr mit. Die Sammlung ist geschlossen, und
ich genieße das Gefühl von freiem Platz…
Aber diese Tassen bleiben hier. |
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