Wednesday, January 18, 2012

Bach and I / Bach und ich

Just in time for the “Bach Year” 2000, the Dutch writer Maarten t’Hart  published a book that he called “Bach and I.” It is as much a biography of Bach as an account of t’Hart’s own history of the love of Bach’s music. One of the book reviews in Germany scolded t’Hart at the time - who did he think he was, daring to mention his own name in connection with a genius like Bach? 
“Present something that you’re passionate about,” said Mr Lindquist, who organizes the program, when I asked him what kind of music would be suitable for a presentation at the Senior Citizens’ Club   in Maplewood. So, I put together a program along the lines of my own history with Bach. It may very well have started with Myra Hess’ piano arrangement
 of “Jesu, Joy of Man’s Desiring" -  by the way, Seymour Bernstein wrote an arrangement that is much more playable and sounds just as good.

“Jesu, Joy of Man’s Desiring” was my mother’s favorite, and she used to play it all the time. The piece was reason enough to start learning to play the piano myself. The pieces from the Notebook for Anna Magdalena Bach were my own first attempts to play his music. My revolt against discipline as a teenager included fingerings, and that limited my success to master the two part inventions. I didn’t like Bach very much during that time, but fortunately, that was just a phase. As the discipline yielded results, it gradually transformed into veneration, and the effort no longer mattered - it turned into a stepping stone. 
The last point on my program at the meeting were the Prelude and Fugue in b-flat minor from the Well-Tempered-Clavier, Book II. They are not “easy listening,” but the music reached its audience. I explained the idea of the “subject,” that opens a discussion, and undergoes transformations as it is reflected from the viewpoint of different “voices” in the course of the piece. There are conflicting views and resolutions - something we all can relate to, because we know it from the experience of our own lives.
Many stories were told over coffee after my presentation - of piano lessons long ago, of friends and family members who used to play the piano. Someone remembered a stack of music in the living room that was waiting to be donated, and one lady shared the story how her husband went out to buy a fridge and purchased a piano instead.

There’s a connection between Bach’s music and me, and that connection made a connection. If you don’t have a very personal story with the music, why would you play it or listen to it? We don’t just value great music because some expert says that it’s the work of a genius.
Sometimes, music can be like a foreign language - “It’s so helpful if you know what to listen for,” one audience member commented. But ultimately, it’s not the knowledge about the structure, but the music that draws us in, because it expresses something that we all share. Telling your personal story may inspire someone else's curiosity to find their own personal story, and ultimately, it’s all those personal stories that pass on the music and keep it alive.   
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Rechtzeitig zum Bach-Jahr 2000 veröffentlichte der holländische Schriftsteller Maarten t’Hart ein Buch unter dem Titel “Bach und ich.” t’Hart zeichnet ein Lebensbild des Komponisten, und erzählt gleichzeitig die Geschichte seiner eigenen Liebe zu Bachs Musik. Eine der Buchkritiken in Deutschland kritisierte t’Hart für die Arroganz, seinen eigenen Namen im gleichen Atemzug mit einem Genie wie Bach zu nennen.

“Präsentiere etwas für das Du eine Leidenschaft hast,” sagte Herr Lindquist, der Organisator des Programms, zu mir, als ich ihn fragte, welche Musik wohl für meinen Auftritt beim Seniorenclub in Maplewood angemessen sei. Also stellte ich ein Programm mit Werken von Bach zusammen, und suchte Stücke aus, die in meiner eigenen Geschichte mit seiner Musik eine Rolle gespielt haben. 
Sehr wahrscheinlich hat alles mit Myra Hess’ Klavierbearbeitung  von “Jesu bleibet meine Freude,” angefangen - nebenbei bemerkt, Seymour Bernsteins Arrangement des Stückes ist viel spielbarer und klingt genauso gut.

Das Stück war das Lieblingsstück meiner Mutter, und sie spielte es ständig. Die Schönheit dieser Musik war Grund genug, selber Klavierspielen zu lernen. Die kleinen Stücke aus dem Klavierbuch für Anna Magdalena Bach waren meine eigenen ersten Versuche, Bach zu spielen. Mein Widerstand als Teenager gegen alles, was mit Disziplin zu tun hatte, erstreckte sich auch auf Fingersätze und sabotierte erfolgreich meine Versuche, die Inventionen in de Finger zu kriegen. Während dieser Zeit mochte ich Bach nicht besonders, aber glücklicherweise war das nur eine Phase. Als die Disziplin nach und nach Erfolge zeigte, verwandelte sie sich in Verehrung, und die Anstrengung spielte keine Rolle mehr, sie wurde zum Meilenstein. 

Der letzte Programmpunkt waren Präludium und Fuge in b-moll aus dem 2. Teil des Wohltemperierten Klaviers. Die Stücke sind nicht gerade einfach zu hören, aber die Musik erreichte ihr Publikum. Ich erklärte die Idee des Fugenthemas, das die Diskussion eröffnet, und in ihrem Verlauf Veränderungen erfährt, wenn die verschiedenen Stimmen ihre “Version” präsentieren. Es gibt unterschiedliche Standpunkte, Konflikte, überraschende Lösungen - und das kennt jeder aus seiner eigenen Lebenserfahrung. 
Beim Kaffee nach dem Programm wurden viele Geschichten erzählt - vom eigenen Klavierunterricht vor langer Zeit, von Freunden und Familienmitgliedern, die Klavier spielten. Jemand erinnerte sich an den Stapel Noten im Wohnzimmer, der darauf wartete, einen neuen Besitzer zu finden, und eine Dame erzählte wie sie ihren Mann mit dem Auftrag losgeschickt hatte, einenKühlschrank zu kaufen, und er kam mit einem Klavier zurück.
Zwischen Bach und mir besteht eine Verbindung, und diese Verbindung führte zu weitere Verbindungen. Wenn man mit der Musik keine sehr persönliche Verbindung hat, warum würde man sie überhaupt spielen oder anhören? Unsere Wertschätzung beruht doch nicht darauf, dass irgendein Experte sagt, dies sei das Werk eines Genies.
Manchmal ist Musik wie eine Fremdsprache - “Es ist sehr hilfreich, wenn man weiss, worauf es ankommt, und darauf hören kann,” sagte eine Besucherin. Aber letzten Endes ist es nicht das Wissen um die Struktur, sondern die Musik selber, die uns in ihren Bann zieht, weil sie etwas ausdrückt, das wir alle empfinden. Seine eigene Geschichte mit einem Komponisten oder einem Werk zu erzählen kann andere neugierig machen, ihre eigene Geschichte zu beginnen, und am Ende sind es all diese persönlichen Geschichten, die die Musik weitervermitteln, und sie lebendig erhalten.

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