I met Ursula Mamlok and her music a few years ago at the house of my friend and colleague Marcia Eckert. Marcia had organized an informal concert featuring some of Ms Mamlok’s works. While I didn’t recall any details of the music, I remembered the deep impression it left on me. So, I gladly accepted the invitation to a concert at Symphony Space in New York City last Wednesday, which was held to celebrate the composer’s 90th birthday. The program covered fifty years of her work, and consisted of the following pieces:
Rhapsody for clarinet, viola and piano (1989)
Sculpture I, (1964) Love Song for Two Pigeons (1991) for piano
From my Garden - viola version (1983)
Four German Songs (Poems of Hermann Hesse, 1958)
Mosaics (2011) for piano duet
Two Bagatelles (1961) for string quartet, and the String Quartet No 2, written in 1998
Ursula Mamlok was born in Berlin in 1923. In 1939, she and her family fled to Ecuador from the Nazis. Ursula wanted to go to the United States, but her family didn’t have the required connections. A year later her musical talent got her a full scholarship to the Mannes School of Music. Seventeen-year old Ursula arrived in New York, on her own, and without knowledge of the English language.
She stayed in New York for 65 years. She became a renowned and successful composer and teacher, eventually leaving behind tonal composition, to explore non-tonal expression and twelve-tone technique. She felt that she was not speaking the language of her day, if she composed using the musical language of Brahms, she explained during an interview at the concert on Wednesday. Yet, composing music is more that applying techniques, and she found ways to integrate those means into her own, very personal musical language.
I was helping with the stage set up, and had to be there for the pre-concert rehearsal. That gave me the extraordinary chance to hear the program twice.
During the rehearsal, I sometimes found the music disturbing. There was nothing that stuck in my mind spontaneously, no melodies, or rhythms, that I could have repeated. I found it hard to associate extremes of register, torn and twisted melodic fragments with the poems by Hermann Hesse that Ursula Mamlok set to music. On second listening, they were already familiar, and I was able to listen through my resistance. Something was moving toward an understanding that I couldn’t put into words, something that is communicated through the pure sound.
I was reminded of my first visits to Russia, twenty years ago, when I had only just started to learn the language. What I heard in the streets were pure sounds. Within weeks, I began to recognize structures, words and sentences, and I thought If I knew the meaning of the words, I could understand what people are saying.
There is no “meaning” in music the way we associate it with language, but the sound appeals to your emotion, you connect on a different level. Your recognize contrast of registers, color of sound, tempo, dynamics and articulation. Every composer has his or her own language that you have to decode. In order to do that, you have to listen to enough of it.
The pure quality of the sound in Mamlok’s music seized my attention, finest nuances in dynamics and articulation. Good musicians always strive to bring those out, but sometimes the listener’s attention gets distracted by the “meaning,” and the emotions you associate with music you know. You feel the beauty, and then you get absorbed in your emotion, but you’re not really listening.
Everything new is discovered gradually, one step at a time, and of course, you always feel the need to connect to what you already know. I sensed the spirit of Bach behind some of the quieter works, in the way the voices communicated with each other, the sound melting together to form dissonances and consonances.
Especially on second listening I could hear motives being passed on from one voice to another, connect to the form of a piece. I think it was the solo piece for viola that mysteriously developed from one note and went back to it, leaving only the motion of the bow at the end, when the sound had already disappeared. Ursula Mamlok’s music came across to me as a deeply expressive, and personal language.
Playing the music requires great technical skill, imagination, precision and sensitivity, and for all I can say the performers did it justice: Moran Katz, clarinet; Stephanie Griffin, viola; pianists Cheryl Seltzer, Joel Sachs and Marcia Eckert,, singer Lucy Shelton, and The Klenke Quartet, who presented their US debut.
Several years ago, Ursula Mamlok returned to Berlin, where she lives today. Her music has gained much recognition and praise in Germany and other European countries. “In the US I was already an old hat” she explains. Over there, she is a new discovery. Outside of the music, life in her native country, which she was forced to leave as a teenager, can be lonely, as she admits. But when she composes, all that doesn’t matter. At 90, she still composes enthusiastically, and I hope she will continue to do so for many years to come.
Link to musik by Ursula Mamlok:
Link to Ursula Mamlok’s website
Die reine Qualität des Klanges - Eindrücke von einem Konzert mit Werken von Ursula Mamlok
Die erste Begegnung mit der Komponistin und ihrer Musik hatte ich vor ein paar Jahren im Haus meiner Freundin und Kollegin Marcia Eckert. Sie hatte ein privates Konzert organisiert, bei dem einige von Frau Mamloks Werken aufgeführt wurden. Ich erinnerte mich zwar nicht an Einzelheiten der Musik, wohl aber an den tiefen Eindruck, den sie bei mir hinterlassen hatte. So nahm ich die Einladung zu einem Konzert mit Werken von ihr am letzten Mittwoch gerne an. Es fand in Symphony Space in New York City statt. Anlass war der 90. Geburtstag der Komponistin. Die Werke auf dem Programm umfassten fünfzig Jahre ihres Schaffens:
Rhapsodie für Klarinette, Viola and Klavier (1989)
Skulptur I, (1964) und Liebeslied zweier Tauben (1991) für Klavier
Aus meinem Garten - Fassung für Viola (1983)
Vier deutsche Lieder (Gedichte von Hermann Hesse, 1958)
Mosaics (2011) für Klavier vierhändig
Zwei Bagatellen (1961) für Streichquartett, und das Streichquartett No 2, komponiert 1998
Ursula Mamlok wurde 1923 in Berlin geboren. 1939 flohen sie und ihre Familie vor den Nazis nach Ecuador. Sie wäre gerne in die USA gegangen, aber die Familie verfügte nicht über die notwendigen Verbindungen. Ein Jahr später bekam sie aufgrund ihrer musikalischen Begabung ein Stipendium für die Mannes School of Music. Allein, und ohne Spachkenntnisse kam die Siebzehnjährige in New York an. Die Familie folgte erst später.
65 Jahre lang blieb Ursula Mamlok in New York. Sie wurde bekannt und erfolgreich als Komponistin und Lehrerin. Im Laufe der Zeit liess sie die tonale Musik hinter sich, und wandte sich atonaler Musik und der Zwölftontechnik zu. Sie hatte das Gefühl, sich nicht in der Tonsprache ihrer Zeit auszudrücken, wenn sie im Stil von Brahms komponierte, erklärte sie in einem Interview während des Konzerts am Mittwoch. Aber komponieren ist mehr als die blosse Anwendung von Techniken, und sie fand Wege, die neuen Ausdrucksmittel in ihre eigene Tonsprache zu integrieren.
Ich hatte mich bereiterklärt, beim Konzert am Mittwoch mit dem Bühnenaufbau zu helfen, und war deswegen schon bei der Probe am Nachmittag anwesend. Das gab mir die Möglichkeit, das Programm zweimal zu hören.
Beim ersten Mal berührte mich die Musik zeitweise unangenehm. Es gab nichts, was spontan im Gedächtnis hängenblieb, Melodien oder Rhythmen, die ich hätte wiederholen können. Ich fand es schwierig, die extremen Registerwechsel und die zerissenen Melodiefragmente mit dem Text von Hermann Hesses Gedichten zusammenzubringen.
Bei zweiten Anhören war ich schon vertrauter damit, und in der Lage, durch meinen inneren Widerstand hindurchzuhören. Etwas bewegte sich in Richtung Verstehen, das ich nicht in Worte fassen kann. Es ist etwas, das durch den reinen Klang vermittelt wird.
Ich fühlte mich an meine ersten Aufenthalte in Russland vor zwanzig Jahren erinnert, als ich gerade erst angefangen hatte, die Sprache zu lernen. Die Gespräche, die ich auf der Strasse hörte, waren reiner Klang. Nach einigen Wochen begann ich, Strukturen zu hören. Ich konnte Wörter und Sätze erkennen, auch wenn ich sie nicht verstand. Wenn ich die Bedeutung der Wörter wüsste, könnte ich die Sprache verstehen, dachte ich damals.
Die Bedeutung von Musik ist anders als die der Sprache. Der Klang spricht die Emotionen an, und auf dieser Ebene kommt eine Verbindung zustande. Man erkennt Kontraste, Registerunterschiede, Klangfarben, Tempo, Dynamik, Artikulation.Jeder Komponist hat seine eigene Sprache, und um sie zu verstehen, muss man genug davon anhören.
Die reine Klangqualität in der Musik von Ursula Mamlok fesselte meine Aufmerksamkeit, feinste Nuancen in Dynamik und Artikulation. Gute Musiker versuchen immer, diese Unterschiede im Spiel deutlich zu machen, aber manchmal wird die Aufmerksamkeit des Hörers durch die “Bedeutung” abgelenkt, die man mit Musik verbindet, die man gut kennt. Man ist von der Schönheit der Musik angerührt und verliert sich im eigenen Gefühl, ohne wirklich der Musik zuzuhören.
Alles Neue entdeckt man nach und nach, und natürlich hat man das Bedürfnis, eine Verbindung zu schon Bekanntem herzustellen. Bei einigen ruhigen Stücken fühlte ich mich an den Geist von Bachs Fugen erinnert, in der Art und Weise, wie die Stimmen miteinander in Verbindung traten, und der Klang zu Dissonanzen und Konsonanzen zusammenschmolz.
Besonders beim zweiten Hören erkannte ich Motive, die von einer Stimme zur anderen wanderten und formale Elemente. Ich glaube, es war das Solostück für Viola, das sich geheimnisvoll aus einem einzigen Ton heraus entwickelte, und schliesslich wieder dorthin zurückführte. Als der letzte Ton bereits verklungen war blieb nur die Bewegung des Bogens. Ursula Mamloks Musik hinterliess den Eindruck einer sehr ausdrucksvollen und persönlichen Sprache.
Ihre Ausführung erfordert von den Musikern hervorragende technische Fertigkeiten, Vorstellungskraft, Präzision und Sensibilität. Die Aufführenden des Konzertes wurden dem hohen Anspruch gerecht: Moran Katz, Klarinette; Stephanie Griffin, Viola; die Pianisten Cheryl Seltzer, Joel Sachs and Marcia Eckert, Sängerin Lucy Shelton, und das Klenke Quartett, das zum ersten Mal in den USA auftrat.
Vor einigen Jahren zog Ursula Mamlok nach Berlin zurück, wo sie heute lebt. Ihre Musik hat viel Aufsehen und Erfolg in Deutschland und anderen europäischen Ländern. “In den USA war ich schon ein alter Hut,” erklärte sie. In Europa dagegen ist ihre Musik eine Neuigkeit. Sie sagt auch, dass das Leben ausserhalb der Musik einsam sein kann in dem Land, wo sie geboren ist und das sie verlassen musste. Aber wenn sie komponiert, macht das alles nichts aus. Mit 90 komponiert sie nach wie vor mit Begeisterung, und ich hoffe, das wird sie noch viele Jahre lang tun.
Link zu Musik von Ursula Mamlok:
Link zur website von Ursula Mamlok