The 10-day Young Artists’ World Piano
Festival is an excellent opportunity for pre-college pianists to
immerse themselves in playing piano, to broaden their musical experience and share
it with like-minded companions. Students may be as young as eight and come with
their parents, or they may be in high school, aspiring to be professional
musicians and prepare to audition at a major music school. All students are
supported at their respective levels, resulting in a joyful, vibrant community.
The program offers private lessons with a distinguished faculty, and musicianship-
and studio classes for everybody. Participating in master classes, a
solo-performance – and a concerto competition are opportunities for advanced
students who want to challenge themselves.
Time disappears, as he works with a young student whose
piece ends with a single, very soft note. It takes a certain motion to create
that sound, and it’s not easy. The key has to be lowered very slowly. But if
it’s too slow, the hammer won’t hit the string and the note won’t speak. If
it’s too fast, it comes out too loud, and the piece ends with an ugly clunk.
Seymour’s voice is soft, but intense. His clear instructions
and infinite patience create a safe, intimate space on the concert stage of the
vast auditorium at Bethel University. The
task absorbs both teacher and student. “Did you like that sound” he asks the
student. She shakes her head. “Well, then try it again.”
Mechanics alone won’t achieve the goal. “Your technique
allows you to play anything you want,” he comments after a young virtuoso’s
stunning performance of Chopin’s Scherzo in c-sharp minor. “But your interpretation is shallow; it
doesn’t mean anything.” That’s a harsh verdict. It could hurt a student, unless
the teacher shows him how to do otherwise. Together, they set out to mine the
score for meaning.
“Chopin’s Scherzos are emotional dramas,” Seymour explains.
“The beginning is spooky. If you don’t play it right, you won’t get a feeling
for the piece. Feel the f going to f-sharp. How will you shape it? Which one of
the three motives is the spookiest? The chords are a call to arms, they have to
sound angry.”
How do you make a chord sound angry? Prepare it with a swing
stroke and lower the arm into the key, rather than bounce off of it. A phase of
experimentation follows. Once the
student has figured out how to do it, decisions have to be made. How do the
chords relate to each other? Which one marks the peak of the phrase; it has to
be the strongest.
Demonstrating a motion |
The change that’s achieved is almost magical. “This student
is seething with emotion,” Seymour comments later. Sometimes, it’s easier to
hide behind your skill than share what you really feel. It takes courage, and
before that, encouragement.
The master class as a group experience. All students play their pieces first, as in a concert, so that performance anxiety doesn't get in the way of attention while Seymour works with them afterwards. |
The score is projected on a screen. That way, everybody can follow explanations |
“Why do you play the piano?” No master class ends without a
discussion of that question. Playing concerts, winning competitions, even
launching a successful performing career doesn’t guarantee happiness or even
satisfaction. The lasting benefit of playing a musical instrument is the integration
of emotion, reason and physicality. You train this every time you practice.
Applied to life, it becomes the key to fulfillment.
Discussion at the end of the master class |
After the discussion, there’s often the encore, the surprise,
when Seymour shares something special from his life, an experience, a photo, a
piece of music that has moved him deeply.
Leopold Mozart about his little son's first composition |
“I hope I won’t break out into tears when I share this with you,” he says, before he reads Leopold Mozart’s comments about little Wolfgang’s first composition: “Wolfgang composed and learnt this little Minuet within half an hour the day before his 5th birthday." That a child this young could compose a melody that is so beautiful…”
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W.A. Mozart, Minuet and Trio in G-major K1
Seymour goes to the concert grand that stands in the
spotlight center stage. After a master class program that featured brilliant
performances of Chopin’s Scherzo No 3,
the first movement of Beethoven’s Waldstein
Sonata, and Liszt’s Harmonies du Soir,
he plays W.A. Mozart’s Minuet and Trio in G-major K1. Every single note is
shaped with the love and care deserving of a masterpiece - a demonstration of
humility by a master, who has preserved his awe and reverence of beauty
throughout all the years he’s been living with it.
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Seymour Bernstein plays W.A. Mozart's Minuet in G-major K1 |
Fühlen, Denken und Bewegung werden Klang
Seymour Bernstein unterrichtet Teilnehmer des
"Young Artists World Piano Festival"
in St. Paul, Minnesota
Das Young Artists’ World Piano
Festival bietet eine
hervorragende Gelegenheit für jugendliche Pianisten, sich zehn Tage lang intensiv dem Klavierspiel
zu widmen, ihre musikalische Erfahrung zu erweitern und mit Gleichgesinnten zu
teilen. Die jüngsten sind noch in der Grundschule und kommen mit ihren Eltern,
die Ältesten sind im Gymnasium, wollen vielleicht Berufsmusiker werden und
bereiten sich auf die Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule vor. Aber
unabhängig von Leistungsstand und Ziel werden alle Teilnehmer individuell
unterstützt und gefördert. Das Ergebnis ist eine muntere, lebendige
Gemeinschaft.
Alle bekommen
Einzelunterricht bei qualifizierten Lehrern, nehmen am allgemeinen Unterricht
in Theorie und Musikgeschichte und den Studioklassen teil. Schüler, die eine
besondere Herausforderung suchen, können an Meisterklassen, einem Solo- und
einem Konzertwettbewerb teilnehmen.
Strahlende Gesichter nach dem Preisträgerkonzert: Paul Wirth (künstlerischer Leiter),Benjamin Keating, Athena Roscoe, Jacqueline Pham, Brianne Ulrich, Calvin Kortba,Tristan Paradee, Organisationsleiterin Olivia Young |
Außerdem gibt es
Gelegenheit, mit bekannten Künstlern und Lehrern zu arbeiten, die als Gäste
eingeladen werden. Seymour Bernstein war dieses Jahr einer von ihnen, was mir
Gelegenheit gab, meinen Lehrer beim Unterrichten zu beobachten.
Die Zeit steht
still, während er eine junge Schülerin unterrichtet. Das Stück, das sie spielt,
endet mit einem einzigen, ganz leisen Ton. Es ist schwierig, die richtige
Bewegung herauszufinden. Die Taste muss langsam angeschlagen werden, aber wenn der
Hammer nicht genug Schwung hat, um die Saite zu treffen, kommt überhaupt kein
Ton. Wenn die Bewegung zu schnell ist, wird er zu laut und das Stück endet mit
einem hässlichen Akzent.
Seymour spricht
leise, aber mit Intensität. Seine klaren Anweisungen und seine unendliche
Geduld verwandeln die große Bühne im Konzertsaal der Bethel University in einen
geschützten Raum, in dem man ungehemmt experimentieren kann. Die Aufgabe nimmt
Lehrer und Schülerin ganz in Anspruch. „Hat Dir der Ton gefallen,“ fragt er.
Sie schüttelt den Kopf. „Dann versuch es einfach nochmal.“
Privatunterricht im Konzertsaal |
Heutzutage spricht man oft von „flow“ um diese Atmosphäre zu beschreiben. Seymour spricht
nicht darüber. Er vermittelt die Erfahrung. Jawohl, eine einzige Note kann
wichtig genug sein, geraume Zeit damit zu verbringen. Es gibt keine
Abkürzungen; es dauert so lange wie es dauert.
Mechanik allein
führt nicht zum Ziel. „Mit Deiner Technik kannst Du alles spielen“ sagt er nach
einer brillanten Aufführung von Chopins Scherzo in cis moll zu einem jungen
Virtuosen. „Aber Deine Interpretation ist oberflächlich, sie sagt nichts aus.“
Das ist ein hartes Urteil. Es könnte verletzlich wirken, es sei denn, man zeigt
dem Schüler wie es anders geht. Gemeinsam studieren beide den Notentext.
„Chopins Scherzos sind innere Dramen“ erklärt Seymour. „Der Anfang ist
unheimlich. Wenn der Ausdruck nicht stimmt, bekommst Du kein Gefühl für das
Stück. Fühlst Du, wie das F sich in Fis verwandelt? Wie soll das klingen?
Welches der drei Motive ist am unheimlichsten? Die Akkorde sind wie ein Aufruf
zum Kampf; das muss man hören.“
Wie spielt man
einen Akkord, der kämpferisch klingt? Bereite ihn mit einem Aufschwung vor, so
dass der Arm beim Anschlag nach unten schwingen kann. Das klingt anders, als
sich von der Taste abzustoßen. Man experimentiert. Nachdem der Anschlag
gelingt, müssen Entscheidungen getroffen werden. Welcher Akkord muss am
lautesten sein, weil er der Höhepunkt der Phrase ist?
Die richtige Bewegung finden |
Das Spiel des
Schülers wirkt wie verzaubert. „Er sprudelt über vor Ausdrucksbedürfnis,“ sagt
Seymour später. Manchmal ist es leichter, sich hinter Virtuosität zu
verstecken, als mitzuteilen, was man wirklich fühlt. Es erfordert Mut, und
vorher, Ermutigung.
Meisterklasse als Gruppenerfahrung. Alle Schüler spielen zuerst ihr Stück wie im Konzert. So steht die Aufregung nicht der Aufmerksamkeit im Weg, wenn danach gemeinsam gearbeitet wird. |
Die Noten werden projiziert, damit alle den Erklärungen folgen können |
„Warum spielt Ihr
Klavier?“ Keine Meisterklasse endet ohne diese Frage. Konzerte spielen,
Wettbewerbe gewinnen, sogar eine erfolgreiche Karriere als Interpret sind keine
Garantie für Zufriedenheit und Glück. Der dauerhafte Wert des
Instrumentalspiels liegt in der Integration von Gefühl, Verstand und Bewegung,
die ständig geübt und intensiviert wird. Sie ist der Schüssel zu einem
erfüllten Leben, nicht nur am Instrument.
Gespräch in der Meisterklasse |
Nach der
Diskussion gibt es oft noch eine Zugabe, eine Überraschung; ein Erlebnis, ein
Photo, ein Musikstück, das Seymour besonders bewegt und beeindruckt hat.
Leopold Mozart über die erste Komposition seines Söhnchens |
„Ich hoffe, ich
breche nicht in Tränen aus“ sagt er, bevor er Leopold Mozarts Kommentar zu der
ersten Komposition seines kleinen Sohnes vorliest: “Wolfgang hat dieses Menuett am
Tag vor seinem 5. Geburtstag in einer halben Stunde komponiert und spielen
gelernt. Wie kann so ein kleines Kind so eine schöne Melodie erfinden...“
W.A. Mozart, Menuett und Trio G-Dur K1 |
Seymour geht an
den Konzertflügel, der in der Mitte der Bühne im Rampenlicht steht. Nach den
hervorragenden Aufführungen von Chopins Scherzo
in cis moll, Beethovens Walsteinsonate,
und Liszts Etüde Harmonies du Soir
spielt er W.A. Mozarts Menuett und Trio
in G-Dur K1. Jeder einzelne Ton ist mit der Liebe und Sorgfalt gestaltet,
die ein Meisterstück verdient – eine Demonstration von Demut von einem Meister,
der sich das Staunen und die Ehrfurcht vor Schönheit durch all die Jahre seines
langen Musikerlebens hindurch bewahrt hat.
Seymour Bernstein spielt Mozarts Menuett K 1 |